Den Abfahrern droht ein Maier-Schicksal

Auch der Salzburger hat in Gröden nie gewonnen.
Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Ab heute wird wie alle Frühwinter in Gröden um die Wette gerast. Ab heute werden die mutigsten Skifahrer wieder lässig von den Kamelbuckeln reden, über die sich im Gegensatz zu einst, als sie einzig von Skipionier Uli Spieß übersprungen wurden, mittlerweile das gesamte Starterfeld in einem bis zu vier Meter hohen Luftstand runter wagt.

Ab heute wird man im kalten Zielraum wieder hören, dass die Ciaslat-Wiese so eisig und wellig sei, dass es einem dort bei Tempo 100 die Plomben raushaut.

Ab heute werden vier Tage lang wieder alte Grödener G’schichterln aufgewärmt:

Vom späteren Weltmeister Harti Weirather, der bei Verbesserungsversuchen am Skischuh mit einem Jagdmesser abrutschte und verblutet wäre, hätte Spieß nicht den medizinisch versierten Erstversorger gespielt.

Von jenem italienischen TV-Regisseur, der aus Rache darüber, dass man ihn in einem Dachkammerl einquartierte, immer wieder apere Südhänge einblenden ließ.

Und von einem Cheftrainer, der im Hotel Wolkenstein Südtiroler Rotwein so lange mit Mengenrabatt bezog, bis er aufs Zimmer getragen werden musste. Inzwischen geht’s längst staubtrocken zu. Nüchtern formuliert: Es war auch nicht wirklich viel Anlass zum Feiern für Österreicher, obwohl Gröden als deren Lieblingsplatzerl gilt.

Seit acht Jahren, seit Michael Walchhofer, fahren sie auf der Südtiroler Saslong einem Erfolgserlebnis hinter her. Seit 21 Monaten hat auch auf anderen Weltcup-Abfahrten kein ÖSV-Mann aufgetrumpft. Und seit einem Jahr, seit Slalom-Ass Marcel Hirscher in Beaver Creek verblüffte, ist auch kein Super-G-Sieg gelungen.

Hirscher verzichtetet wie immer auf den Grödener Super-G, um sich auf den Riesenslalom von Alta Badia zu konzentrieren. Von den Speedspezialisten darf, obwohl sie nach der Pleite von Val d’Isère bei Gastgeber Walchhofer in Zauchensee und in Saalbach-Hinterglemm emsig trainierten, nicht so viel erwartet werden wie von Hirscher zwei Tage später in Alta Badia.

Die langen Gleitpassagen im oberen Streckenbereich, auf denen die Österreicher schon in besseren Zeiten selten zu den Besten zählten, sind nicht geeignet, um Zweifel an sich und am Material zu beseitigen. Für die norwegischen Hünen Kjetil Jansrud, Aksel Lund Svindal und den US-Riesen Steven Nyman indes ist die Saslong wie auf deren athletischen Leib geschneidert.

Erst bei den Jänner-Klassikern in Wengen und Kitzbühel, wenn die Rekonvaleszenten Hannes Reichelt und Matthias Mayer genug Kilometer in den Beinen haben, werden ÖSVler öfters vom Podest winken. Freitag und Samstag aber droht es ihnen noch zu ergehen wie Hermann Maier. Auch der hatte in Gröden nie gewonnen.

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