Schrecksekunden

Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Die Abfahrt des gering geschätzten Kombi-Bewerbs stand der Spezialabfahrt an Spannung kaum nach.

von Wolfgang Winheim

über die Superkombination

Welches bösartige Cyber-Genie hat Marcel Hirscher angeschwärzt, TV-Bilder bis hin zu einem Slalom-Einfädler manipuliert und als Beweis für den vermeintlich irregulären Kitzbühel-Sieg des Salzburgers via YouTube verbreitet?

Die Suche nach dem Mister X, der eine Psycho-Attacke rechtzeitig vor Hirschers WM-Start beabsichtigte und den auch FIS-Weltcup-Direktor Günter Hujara liebend gern ausfindig machen würde, wird wohl erfolglos bleiben. Zumal dem FIS-Verantwortlichen schon der nächste Aufreger den Puls in den 180er-Bereich trieb.

Es passierte beim Kombi-Abfahrtslauf von Sandro Viletta, der mit 100 km/h über die Planai schoss, als er plötzlich zwei Streckenposten innerhalb der blauen Linien zu Tal rutschen sah. Der Schweizer überholte eiskalt.

Erinnerungen an die WM 1996 in der Sierra Nevada wurden wach, als ein ähnlicher Zwischenfall nicht so glimpflich verlief. Und als es ebenfalls nicht einer der (von der FIS mäßig geschätzten) Fotografen, sondern sogar ein ranghoher FIS-Funktionär war, der beim Damen-Abfahrtstraining die Piste querte.

Die russische Weltklasseläuferin Tatjana Lebedewa konnte nicht mehr ausweichen. Der Crash war folgenschwer, Lebedewas Karriere zu Ende. US-FIS-Mann Harald Schönhaar konnte Jahre danach kaum gehen.

Abgesehen vom Pisten-Krimi mit Viletta – die Abfahrt des gering geschätzten Kombi-Bewerbs stand der Spezialabfahrt an Spannung kaum nach. Und dass mit Romed Baumann just ein Österreicher, den die Trainer nicht für die Spezialabfahrt nominiert hatten, Weltmeister Aksel Lund Svindal und Vizeweltmeister Dominik Paris übertraf und Bestzeit fuhr, war das Tüpferl auf dem i. Eines, das irgendwie zum Rundumschlag von Hermann Maier passte. Zum Glück hat dann ausgerechnet der Samstag eliminiert gewesene Baumann dem ÖSV die nächste Nullnummer erspart.

Doch sein Kombi-Bronze allein wird zu wenig sein, um Maiers System-Kritik verstummen zu lassen. Zumal sich ihr der größte Hoffnungsträger anschließt: Marcel Hirscher.

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