Rosige Zeiten

Wolfgang Winheim
Tagebuch: Zumindest beim Fußball-Nachwuchs schaut’s von Saison zu Saison rosiger aus für Rot-Weiß-Rot.
Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Trotz vieler Absagen jammert der Teamchef nicht. Marcel Koller kann immer noch Legionäre auf die Ersatzbank setzen und dennoch eine Elf auf den neuen Rasen des Innsbrucker Tivolis schicken, die imstande sein müsste, gegen den EM-Starter Ukraine zu bestehen.

Im Tor Königshofer, Lindner oder Gratzei: Garics, Prödl, Scharner, Suttner; Klein, Baumgartlinger, Alaba, Ivanschitz; Junuzovic; Janko.

Um die Jahrtausendwende hätte ein Bundeskapitän bei ähnlich hoher Ausfallsquote in der Regionalliga auf Spielersuche gehen müssen, um junge Österreicher zu finden, die in der "Ersten" ihrer Klubs erste Wahl sind.

Zumindest beim Nachwuchs schaut’s von Saison zu Saison rosiger aus für Rot-Weiß-Rot. So beeindruckte die U-19 -Auswahl soeben beim EM-Quali-Turnier in Kroatien gegen Kroatien (2:2) und Bosnien (2:0) mit technisch gepflegtem Fußball (plus dem zweifachen Torschützen Toni Vastic), nachdem die Unter 18 schon im März Italien 3:0 besiegt hatte. Dass dieser Erfolg medial unterging, ärgert Ex-Teamchef Dietmar Constantini heute noch. Also sei festgestellt, dass dessen ehemaliger Assistenztrainer Manfred Zsak für die 3:0-Sieger zuständig war und ist.

Zsak hatte sich als Constantinis Co und ORF-Analytiker fast den Ruf ruiniert. Und als man ihn während des Deutschland-Spieles am 2. September des Vorjahres in Gelsenkirchen auf der Betreuerbank mehr liegen als sitzen sah, hielten ihn viele für einen Lümmel.

Was die, die ihn via Internet-Postings beschimpften, nicht wussten:

Zsak schleppte sich trotz ärztlichem Verbot mit Höllenqualen zum Match. Wochenlang litt er davor und danach an Schmerzen. Erst später stellte sich heraus: Der ehemalige WM-Teamkapitän Zsak hatte einen (sehr selten vorkommenden) Infarkt des Rückenmarks erlitten.

Das rechte Bein, mit dem er einst fünf Länderspieltore schoss, wird vielleicht nie wieder so werden wie früher. Aber von seinem linken gebührt denen, die ihn verteufelten, nachträglich ein symbolischer Spitz.

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