Mit wem der Ski-Präsident Schlitten fährt

Wie aus dem "Verrückten mit der Sonde" der erfolgreichste Sportpräsident und unberechenbarste Kritiker wurde.
Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Der Geschäftsmann kann es sich leisten in jeden Fettnapf zu treten, den man ihm hinstellt.

von Wolfgang Winheim

über den Olympia-Auftritt von Schröcksnadel

Alle winterlichen Großereignisse wieder plaudert sich der erfolgreichste österreichische Sportfunktionär in den Mittelpunkt. Die Rede ist von Professor Peter Schröcksnadel,

... der bei Olympia 2006 zum Gespött der Medien wurde, als er bei einer Pressekonferenz in Sestriere Dopinganschuldigungen zurückwies mit den Worten: "We are a to small country for good doping."

... der fünf Jahre später den Prozess vor einem italienischen Gericht gewann;

... der den ÖOC-Generalsekretär Heinz Jungwirth von einem Detektiv beschatten und hinter Gittern bringen ließ;

... der vor der Schladminger Heim-WM 2013 das halbe Ötztal gegen sich aufbrachte, weil er es von Sölden als österreich-feindlich empfand, das US-Skiteam zu sponsern und bevorzugt trainieren zu lassen.

... und der knapp vor Olympia via Standard nicht nur in der Schwulen- und Lesbenszene Empörung auslöste mit einer Pro-Putin-Meinung.

Der finanziell unabhängige Geschäftsmann, der neun Ski-Berge sein Eigen nennt, kann es sich leisten, in jeden Fettnapf zu treten, den man ihm hinstellt.

Und so lederte Schröcksnadel auch am Freitag, kurz vor dem Damen-Slalom, in Sotschi wieder los, wobei die russischen Veranstalter in seiner Olympia-Analyse wesentlich besser wegkamen als nationale Sportheros wie der zerrupfte Adler Gregor Schlierenzauer oder Snowboarder Benjamin Karl.

Nur seine alpinen Lieblingen bekommen kein Fett ab, zumal Matthias Mayer und Anna Fenninger Gold einfuhren und Schröcksnadel als (ehemals von seinen Eltern) verhinderter Rennläufer und spätberufener Seniorenweltmeister aus eigener Erfahrung weiß, wie knapp Triumph und Pleite beisammen liegen.

Jungen – spektakulären – Olympia-Sportarten wie Skicross und Snowboard spricht der (72 Jahre) alte Schröcksnadel jene Professionalität ab, die der Verbandsboss an seinem Verband so würdigt. Das war nicht immer so. In Wahrheit ist Schröcksnadel erst durch einen Schildbürgerstreich des ÖSV zu diesem gestoßen.

Es wird irgendwann zwischen 1979 und 1980 gewesen sein, als ÖSV-Funktionäre auf dem Dachsteiner Gletscher einen mobilen Schlepplift nach dem Sommertraining vergaßen und das sündteure Gerät im Frühjahr (kein Witz) nicht mehr fanden. Bis man von einem "Verrückten" erfuhr, der mit einer Sonde in Südtirol und am Brenner verschüttete Autos und Lawinenopfer ausgegraben haben soll.

Der Kauz mit der Sonde fand auch den Lift am Gletscher wieder, wurde daraufhin Mitglied des Skiverbandes und ... elf Jahre später dessen Präsident. Inzwischen ist das ÖSV-Budget in Euro höher als es bei Schröcksnadels Amtsantritt in Schilling war.

Für Geld hat er auch ohne Sonde das richtige G’spür. Nur bei medialen Auftritten geht es ihm gelegentlich ab.

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