Marcel, der Anti-Niki

Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Gerade Sportprofis halten sich schon aus Zukunftsangst gern an das Motto von Niki Lauda.

von Wolfgang Winheim

über eine Spende von Marcel Hirscher

Es war bei der Siegehrung in Alta Badia, wo ein Erdrutsch zwei Tage vor dem Riesenslalom vier Gehöfte zermalmt und 36 Menschen obdachlos gemacht hatte. Marcel Hirscher ließ sich das Mikrofon geben, um der Menge zuzurufen: "Euch gilt mein Mitgefühl. Wenn ich nur irgendwie helfen kann, dann ..."

Die TV-Kameras waren längst abgeschaltet. Kein Reporter befand sich mehr im Zielraum. Und es sollte auch keiner erfahren, dass Hirscher dem Versprechen eine Tat folgen ließ. Dass er nämlich seine 18.000-Euro-Veranstalter-Prämie (für Platz 2 hinter Ted Ligety) zurück ins Hochabteital überwies.

Das Geheimhalten war so ziemlich das Einzige, das dem Sportler des Jahres heuer misslang. Und weil Dauernörgeln hinter Ski und Fußball bald schon die drittbeliebteste Disziplin ist, werden manche sagen: Die Spende müsse in Anbetracht der 140.000 Euro Preisgeld, die der junge Kerl in dieser Saison bereits eingestreift hat, eine Selbstverständlichkeit sein. Ist sie aber nicht.

Gerade Sportprofis halten sich, zumal ihre Karriere kurz ist, schon aus Zukunftsangst gern an das Motto von Niki Lauda, der bekanntlich nichts zu verschenken hat. Und über einen ehemaligen Super-Tormann erzählen dessen Kollegen, dass der schon vor der Euro-Umstellung auf dem Schilling saß, bis der Adler quietschte.

PS: Der Hang im Südtiroler Hochabteital konnte gestoppt werden. Er gibt zumindest zu Weihnachten einen Frieden.

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