Wenn die Unsportlichkeit auf das Podest steigt

Wenn die Unsportlichkeit auf das Podest steigt
Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Zwei Tage vor Eröffnung der Winterspiele ist noch immer nicht klar, wie viele Russen starten dürfen.

von Wolfgang Winheim

über Aufreger vor Olympia

Wenn sich die politikdominierten TV-Nachrichtensendungen des ORF in die Niederungen des Sports begeben, dann ist das selten ein gutes Zeichen. Dann bietet der Sport den ZIB2-Intellektuellen Angriffsfläche. Knapp vor den 23. Olympischen Winterspielen war das unerfreulich oft der Fall.

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Beispiel Rapid

Zumindest in Ostösterreich erreichten die Dosenwerfer von Hütteldorf, dass sie nach dem Derby gegen Austria vorübergehend zum Einser-Thema wurden. Diese Irren werden sich wahrscheinlich noch bei irgendeinem Wirt’n als Helden feiern lassen. Dabei sollten sie künftig nur noch in Gerichtssaal-Reports vorkommen. Mitleid unangebracht. Auch in sozialen Netzwerken finden sich – und das ist der nächste Skandal – schon wieder Uneinsichtige, die das unentschuldbare Verhalten verniedlichen .

Beispiel Schladming

Über die Rowdys, die mit Schneebällen den Norweger Henrik Kristoffersen während dessen Slalomfahrt beschossen und ihn in Gefahr brachten, wurde mehr geredet und geschrieben als über das hochkarätige Duell, das Marcel Hirscher gegen Kristoffersen entschied. Für die Depp’n von der Planai gilt wie für jene von Hütteldorf: Ausforschen, bestrafen, von sämtlichen Sportveranstaltungen aussperren.

Beispiele Doping

Zwei Tage vor Eröffnung der Winterspiele ist noch immer nicht klar, wie viele Russen starten dürfen. Entschieden ist nur, dass jene aus Wladimir Putins Reich, denen eine Teilnahme erlaubt wird, dies nicht unter russischer Flagge tun können. Und sicher ist ferner, dass Doping ein Dauerthema bleiben wird. Genau so hatte es übrigens der Sportwissenschafter und Vater des einstigen österreichischen Skispringerwunders, Professor Baldur Preiml, in einem KURIER-Interview vor genau 30 Jahren prophezeit.

Beispiel Sailer

Ob die schweren, 1975 im polnischen Zakopane gegen den österreichischen Jahrhundertsportler Toni Sailer von einer Prostituierten in Polen erhobenen Missbrauchsvorwürfe stimmen, wird nie ganz geklärt werden können. Auch wenn sich Investigativjournalisten noch so akribisch und ausdauernd darum bemühten. Und sie im österreichischen Staatsarchiv arg belastendes polnischen Material fanden, das freilich aus finstersten kommunistischen Zeiten stammt. Auf die Gegenwart umgelegt wäre das so, als würden sich Gerichte auf Information nordkoreanischer Behörden stützen.

Ob schuldlos oder nicht – wahr ist, dass der just in der Hahnenkammwoche 2018 posthum an den medialen Pranger gestellte Kitzbüheler und dreifache Olympiasieger Toni Sailer vor genau 60 Jahren seine einzigartige Rennkarriere mit dem Gewinn der siebenten WM-Goldenen beendete. Die Ski-Weltmeisterschaft 1958 in Bad Gastein war die erste, die vom Fernsehen direkt übertragen wurde. Schwarz auf weiß. Zumindest das ist schwarz auf weiß bewiesen.

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