Knauß und die Wahrheit über Schladmings WM-Comeback

Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Schließlich ist Hans Knauß der letzte Schladminger, der Weltcup-Rennen (u. a. auf dem Hahnenkamm) gewann.

von Wolfgang Winheim

über die Knauß-Brüder

Was haben Hans Knauß, 41, und der künftige Bayern-Trainer und vormalige Barcelona-Meistertrainer Josep Guardiola, 42, gemeinsam?

Beide wurden wegen der Einnahme verunreinigter Nahrungsergänzungsmittel des Dopings bezichtigt.

Beide sind heute populärer denn je.

Ob für Gösser oder mit seinem achtjährigen Leo („Audi hält die Spur“) in der TV-Werbung oder als rasender ORF-Kommentator – Knauß ist im Winter omnipräsent.

Bei der Eröffnungszeremonie 1982 war der elfjährige Hansi noch als Fahnenfahrer („Ich weiß aber net mehr, für welches Land“) über die Planai gerutscht. Heute Abend, verrät er lächelnd, sei er durch das Lipizzaner-Fohlen „Ballerina“ („Ich habe die Partnerschaft“) bei der Auftaktshow vertreten.

Keine zehn Pferde würden ihn dazu bewegen, Abfälliges zu sagen über seinen Heimatort. Er hat die Schladminger lieb und sie ihn. Schließlich ist Hans Knauß der letzte Schladminger, der Weltcup-Rennen (u. a. auf dem Hahnenkamm) gewann. Noch mehr zu verdanken aber hat die WM-Stadt seinem älteren Bruder.

Knauß und die Wahrheit über Schladmings WM-Comeback

OhneBernhard Knauß, 47, wäre den Steirern nicht die Idee eines Weltcup-Abend-Slaloms gekommen. Und ohne die spektakulären Nachtrennen hätte Schladming nie bei ÖSV und FIS punkten können. Denn sowohl beim nationalen als auch beim internationalen Verband stand der WM-Ort von 1982 auf der Watchlist.

Das war zu Zeiten, als die Schladminger zur Empörung des ÖSV Profi-Rennen (mit Hermann Maier als illegalem Starter) veranstalteten und Bernhard Knauß bereits mehrfacher Profi-Weltmeister war.

Von ÖSV-Chefcoach Hans Pum aus allen Kadern eliminiert, hatte Knauß seinen Golf verkauft und mit den letzten 60.000 Schilling den Einstand in der US-Profi-Tour finanziert. Der Mut zum Risiko wurde belohnt: Knauß kassierte mehr Preisgeld als jeder andere bei der (inzwischen aufgelösten) Pro-Tour, mehr Gage auch als der heutige Lindsey Vonn-Trainer Roland Pfeifer.

Trotz dem weltmeisterlichen Status erlaubte Schladming seinem Local Hero 1995 zuerst keinen Profi-Parallelslalom, weil der Touristen-Parkplatz am Fuß der Planai tagsüber dafür nicht geopfert werden konnte. Also sah sich Knauß als Starter und Organisator in einer Person zum Improvisieren gezwungen. Ihm ging ein Licht auf. Der gelernte Elektriker ließ an den Schneekanonen Lampen montieren und am Abend starten. Die Profis glänzten auch bei fahler Beleuchtung Und wider Erwarten sahen ihnen 5000 Leut’ zu.

Danach wurde Bernhard Knauß zum Rapport nach Salzburg befohlen und im Flughafen-Restaurant von ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel und Generalsekretär Klaus Leistner aufgefordert, nie mehr ein Profi-Rennen zu organisieren. Als Gegenleistung setzten sich die Bosse für ein Weltcup-Comeback Schladmings ein.

Knauß und die Wahrheit über Schladmings WM-Comeback

Die Schladminger durften einen Slalom veranstalten und beschlossen, dies nach Profi-Vorbild bei Flutlicht zu tun. Unter OK-ChefHans Groglwurde das Night Race zum Renner: 15-mal ORF-Quoten jenseits der Million, 15-mal Stimmung wie in einem Fußballstadion.

Mit Fußball haben die Knauß-Brüder allerdings nix am Hut, zumal sie oben auf der Planai aufwuchsen. Und dort war Kicken ein zu teurer Spaß. „Jeder Fehlpass hätte 300 Schilling gekostet.“

Zu den Personen

Hans KnaußGeboren am 9. 2. 1971, gewann er Olympia-Silber (1998 ) und WM-Bronze (1999) im Super-G sowie WM-Silber (2003) im Riesenslalom. 2005 wurde er wegen Dopings gesperrt, später per US-Gericht rehabilitiert.

Bernhard KnaußGeboren am 25. 6. 1965, war er sechsfacher Profi-Weltmeister und startete ’98 bei Olympia für Slowenien. Heute ist er Rennchef von Nordica und Blizzard.

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