Keine Gleichberechtigung im Weltcup-Zirkus
Den Damen wird offensichtlich mehr zugemutet als den Herren.
Hermann Maier hält nichts von Festen zu vorprogrammierten Anlässen. Er feiert lieber, wenn es sich gerade so ergibt. Deshalb ging der Rennpensionist vor seinem heutigen 40.Geburtstag auf Tauchstation.
Maier wird sich weder öffentlich gratulieren, geschweige denn vor Mikrofonen zu einer Wortspende über den aktuellen Ski-Weltcup überreden lassen. Obwohl er viel zu erzählen hätte, denn der Weltcup macht am Wochenende in Val d’Isère Station.
Dort, wo Maier drei Mal gewann, wo ihm ein vierter Sieg aberkannt wurde, wo Rennläufer immer wieder durch Verkühlungen geschwächt sind. Und wo es wiederholt zu verhängnisvollen Unfällen kam.
Denn die französische Ski-Station in 1700 Meter Höhe ist nach der Übersee-Tournee traditionell der erste europäische Weltcupschauplatz, den die Rennfahrer gezeichnet vom Jetlag ansteuern. Möglicherweise war Übermüdung auch ein Mitgrund, weshalb Silvano Beltrametti am 7. Dezember 2001, also heute vor elf Jahren, so folgenschwer stürzte.
Der Schweizer schlitterte durchs Netz , erst im felsigen Gelände blieb er lebensgefährlich verletzt liegen. Seither sitzt Beltrametti im Rollstuhl. Die Behörden machen langen Prozess. Inwieweit waren die Veranstalter fahrlässig gewesen? Die Gerichtsakte ist auch nach elf Jahre noch nicht geschlossen.
Beltrametti will vom Rechtsstreit nicht mehr wissen. Er wurde zu einem Vorbild im Handikap-Bereich. Er organisiert soeben ein Kinderskirennen für 450 Knirpse, war Mitbegründer der Internetplattform www.skionline.ch und er will im März einmal mehr bewährter Ok-Chef des Weltcup-Finales ins Lenzerheide sein.
Die FIS hat aus den Vorkommnissen von Val d’Isère gelernt. Eine Abfahrt wird so knapp nach der Rückkehr von Nordamerika-Weltcup nicht mehr ausgetragen, sondern dafür der Torlauf forciert.
Samstag bestreiten die Kurzskiakrobaten den zweiten Slalom der Saison (den ersten gewann in Levi der Schwede Andre Myhrer ). Am Sonntag zeichnet sich im Riesenslalom in Val d’Isère eine Fortsetzung des Duells zwischen dem zweifachen überlegenen Saisonsieger Ted Ligety (USA) und Gesamtweltcup-Titelverteidiger Marcel Hirscher ab.
Den Damen wird offensichtlich mehr zugemutet als den Herren. Wie sonst ist erklärbar, dass ihr Weltcup mit Speed-Bewerben am Freitag (Super-Kombi bestehend aus Super-G und Slalom) und Samstag (Super-G) in St. Moritz fortgesetzt wird, obwohl Lindsey Vonn und Rivalinnen erst vor drei Tagen aus Kanada kommend in Europa eintrafen.
Das Argument, wonach auch Tennisstars ohne zu Meckern von Turnier zu Turnier rund um die Welt jetten, ist naiv, droht doch Tennisprofis, falls sie auf den Ball steigen, maximal ein Knöchelbruch. Im Skizirkus rast die Lebensgefahr mit.
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