Instinkt & Kopfsache

Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

So schnell können Helden zu Opfern werden

von Wolfgang Winheim

über Thomas Morgenstern

Thomas Morgenstern, zu Wochenbeginn für Platz zwei bejubelt, doch am Freitag zum zweiten Mal innerhalb von einem Monat schwer gestürzt! So schnell können Helden zu Opfern werden. Und so schnell wird hoffentlich die Kritik jener verstummen, die den von Springercoach Alexander Pointner angeordneten Startverzicht von Tournee-Sensationssieger Thomas Diethart am Kulm nicht begreifen wollten.

Sogar eine billige ÖSV-List, wonach ein Flachländer dem Tiroler Gregor Schlierenzauer nicht erneut die Show stehlen dürfe, wurde in die Entscheidung des Tirolers Pointner hineininterpretiert. Dabei hatte der mit dem Instinkt des Fachmannes ein Skiflieger-Debüt von Shootingstar Diethart so kurz nach dem Trubel nur für überflüssig riskant gehalten. Aber zu vorschnellen Ferndiagnosen neigen nicht nur Skeptiker im Patschenkino, sondern auch Profis.

So verdächtigt ein Schweizer Arzt via Schweizer Medien von Zürich aus die französischen Kollegen in Grenoble, Michael Schumacher falsch zu behandeln. Und so ärgert es ÖSV-Trainer Rainer Gstrein sehr, wenn Reporter versuchen, Parallelen zwischen seiner und Schumachers Verletzung zu ziehen.

„Dabei sind unsere Fälle nicht vergleichbar“, sagt Gstrein, der inzwischen nur noch vom Tiroler Föhn Kopfweh bekommt.

Am letzten Rennsonntag der Saison (7. April 2013) krachte Gstrein, als die Leute am Pitztaler Gletscher an der Seilbahnstation Schlange standen und er sich deshalb zur Talfahrt auf Skiern entschloss, im Nebel gegen einen Eisbrocken. Hubschrauber-Bergung unmöglich. Gstrein fiel vorübergehend ins Koma. Doch am Freitag, 278 Tage danach, meldete er sich in Adelboden zum Weltcup-Dienst zurück. Benjamin Raichs Lieblingscoach kann wieder Pisten-Kommandos geben, darf wieder Ski anschnallen.

Gstrein, 57, ist nach dem zum Sportdirektor aufgestiegenen Hans Pum der dienstälteste Trainer. Er setzte schon Rennkurse, als manche noch ohne Kopfschutz starteten. Und als Nicht-Rennfahrer, die Sturzhelme trugen, Kopfschütteln auslösten. Heute ist das umgekehrt.

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