In Kitz gehen die Uhren anders

Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Am Pressebuffet wärmen Ski-Legenden alte G’schichterln auf

von Wolfgang Winheim

über G’schichterln und Geschichten aus Kitz

Im Zielraum lässt sich Hansi Hinterseer, ganz in Weiß, von Lauberhorn-Sieger Christof Innerhofer, ebenfalls ganz in Weiß, schildern, wie er beim Abschlusstraining einen Ski verlor. Am Pressebuffet wärmen Ski-Legenden alte G’schichterln auf:

Vom 66er-Jahr, als ORF-Regisseur Lucky Schmidtleitner bei seinem Streif-Debüt mit vier Kameras auskommen musste. Jetzt setzt Fritz Melchert für die weltweite Übertragung 30 ein.

Vom 69er-Jahr, als der Schweizer Sepp Blatter beim Sieg von Karl Schranz Chef der Zeitnehmung war. Heute tickt Blatter anders – er ist Präsident des Fußball-Weltverbandes.

Vom 80er-Jahr, als ägyptische Zeitungskolporteure aus Kitzbüheler Lokalen geworfen wurden, nachdem KURIER und Krone Schlagzeilen wie "Streif unfahrbar" produziert hatten. Heute wird selbst auf überzogene Kritik unempfindlich reagiert.

Die Verantwortlichen des Skiclubs Kitzbühel gebärden sich nicht mehr wie Vertreter einer Stadt am geschwollenen Kamm. So rechtfertigt Rennleiter Peter Obernauer die vielen Trainingsläufe gelassen damit, dass man jungen Startern möglichst viele Übungsmöglichkeiten geben wolle, damit ihr Nachteil gegenüber Routiniers nicht noch größer werde.

Kitzbühel demonstrierte Jugendfreundlichkeit auch mit dem Junior’s Race, bei dem sich der Kroate Ivica Kostelic als Vorläufer zur Verfügung stellte und den Schweizern ihr vermutlich einziger Sieg in dieser Hahnenkamm-Woche gelang. Doch im Erwachsenen-Weltcup sind die Kitzbüheler nicht präsent.

Möglich, dass es den Jungen der Ski-Metropole zu gut geht. Möglich, dass sie sich auch nur anders orientieren wie Lukas Hinterseer. Der Bundesliga-Fußballer ist im Moment Kitzbühels einzig bekannter Leistungssportler und – nach einem Halbjahres-Gastspiel bei der Vienna – soeben zum FC Wacker nach Innsbruck zurückgekehrt.

Sein Onkel kann sicher noch einige Jahre behaupten, der letzte Kitzbüheler zu sein, der in Kitzbühel im Weltcup gewann. Und das, obwohl Hansi Hinterseer nächstes Jahr 60 wird.

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