Immer die Kleinen

Wolfgang Winheim
Wenn es an Deutschland irgendwas zu bemeckern gibt, dann ist's nur ihr sparsamer Umgang mit Lob für Verlierer.
Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Respekt! Zum vierten Mal in Serie haben sich die Deutschen für ein Halbfinale qualifiziert. Zum vierten Mal hintereinander siegten sie bei dieser EM. Wenn es irgendwas zu bemeckern gibt, dann ist’s nur ihr sparsamer Umgang mit Lob für Verlierer. Weil deutschen Spielern, Offiziellen und Kommentatoren gar so wenig Wohlwollendes einfiel zum eliminierten Gegner, sei das an neutraler Stelle nachgeholt.

Die Griechen waren, auch wenn Deutsche ihren Spielstil einen Rückfall in die Antike nannten, eine Bereicherung für die EM, indem sie sich wiederholt dann aufbäumten, wenn das niemand mehr erwartete. Die griechischen Spieler haben sich bei Interviews vor dem Match nie auf das niedrige Niveau griechischer Boulevard-Medien begeben, nie Sport hetzerisch mit Politik vermischt.

Die Griechen verfügen mit Samaras über einen Stürmer, der – im Gegensatz zu ihrem gleichnamigen aktuellen Regierungschef – beliebt ist und für jeden europäischen Klub eine Verstärkung wäre.

Den Griechen mussten vom slowenischen Schiedsrichter nur zwei Gelbe Karten gezeigt werden, während im vermeintlichen Hass-Spiel überhaupt keiner von Joachim Löws kreativer Multikulti-Truppe verwarnt wurde. Immerhin dauerte es fast 40 Minuten, bis Philipp Lahm den von den Hellenen am Strafraum aufgespannten Rettungsschirm durchlöchern konnte.

Alle zwei Jahr gelingt dem Bayern-Verteidiger ein wichtiges Länderspieltor. Und spätestens alle zwei Jahre wieder fällt unsereinem dazu ein, dass Lahm einst Rapid angeboten worden ist. Die Grün-Weißen lehnten ab mit der Begründung, dass man sich neben Steffen Hofmann "nicht noch so an klaanen Deutschen" leisten könne.

Lahm misst kaum 1,70 Meter. Und überragt damit um einen Zentimeter den (balltechnisch) Größten, der am Sonntag fernab der EM Geburtstag feiert. Vor 25 Jahren ist Lionel Messi in der argentinischen Industriestadt Rosario geboren worden. Zu Zeiten, als mit Diego Maradona auch schon ein kleiner Südamerikaner als das Maß aller fußballerischen Dinge galt. Und als die Deutschen (zumal Vizeweltmeister) auch schon die selbstbewusstesten aller Europäer waren.

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