Gefühlskalt nur auf der Piste

Er könnte am Donnerstag mehr als doppelt so viel verdienen wie beim Sieg in Madonna, der 33.000 Euro brutto Veranstalterprämie gebracht hatte. Doch Marcel Hirscher zog seine Startzusage für das höchstdotierte (aber nicht zum Ski-Weltcup zählende) Rennen des Winters zurück. Obwohl Hirscher die Show von Paganella (Provinz Trento in Norditalien) als „zukunftsweisend für den Skisport“ begrüßt.

Der Flutlicht-Riesenslalom von Paganella ist an ein Rockfestival gekoppelt. Ted Ligety und Aksel Lund Svindal werden dort den Ton angeben – in Abwesenheit des dritten großen Dominators dieser Saison. Hirscher ist Gesundheit wichtiger als Geld. Auch die gestern in Madonna vorgesehen gewesenen Werbeaufnahmen für seinen neuen (Zusatz-)Sponsor Red Bull sagte er ab.

Völlig ausgelaugt saß der 23-jährige Salzburger am Tag nach seiner Slalom-Gala beim Frühstück im Romantik-Hotel von Madonna, das die meisten Kollegen längst verlassen hatten. Die Knie schmerzen. Nur während der Rennen lassen sie den Eindruck entstehen, als wären sie aus Gummi. Eine Verkühlung kündigt sich an. Körper und Kopf rufen nach Regeneration.

Er habe noch nie so eine Slalom-Leistung erlebt wie sie Hirscher im zweiten Lauf vollbrachte, sagt Cheftrainer Mathias Berthold . Der legendäre Alberto Tomba hatte schon am Vorabend seinen Hut symbolisch vor dem Salzburger gezogen. Viele der 1,2 Millionen ORF-Seher plus die Eurosport-Konsumenten aber werden fragen, wie Hirscher dermaßen nervenstark sein konnte, während ein Torrichter nach einem Herzinfarkt nicht mehr wiederbelebt werden konnte. Und warum Hirscher bei der Siegerehrung mit dem Flutlicht um die Wette strahlte.

Dazu muss man wissen: Seine Betreuer informierten Hirscher vorsorglich erst nach der mitternächtlichen Rückkehr ins Hotel über die Tragödie am Slalomhang. Andernfalls hätte Hirscher davor kaum so auftrumpfen können. Denn der vermeintlich so coole Hund ist in Wahrheit das Gegenteil von gefühlskalt.