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Wolfgang Winheim
Tagebuch: Die Spielergewerkschaft gibt joblosen Kickern eine Salzburger Klein-Bühne, um sich in Erinnerung zu rufen.
Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Ausverkauft. Der ÖFB könnte am 11. September problemlos zwei, drei Happel-Stadien füllen. Knapp zehn Wochen vor dem Wiener Deutschland-Spiel sind alle 47.000 Karten schon vergriffen. Ganz anders ist das bei einer Premiere zwischen ÖsterreichDeutschland am 18. Juli in Grödig, wo die Spielergewerkschaft joblosen Kickern eine Salzburger Klein-Bühne gibt, um sich in Erinnerung zu rufen.

Wie in der WM-Qualifikation gelten auch beim ersten Ländermatch Vertragsloser die Deutschen als Favorit, zumal es für sie in Duisburg ein zweimonatiges Trainings-Camp gibt, in dem sie sich kostenlos fit halten können.

In Österreich hingegen bereitet allein schon die Kaderzusammenstellung Probleme, weil auch für die Spielergewerkschaft, so deren Sprecher Gernot Baumgartner, vom AMS keine Liste jobloser Profis zu bekommen ist.

Ohne VereinAktuell könnten mit Paul Scharner, Helge Payer, Andreas Schranz, Ekrem Dag, Andreas Dober bereits fünf Nationalspieler im Ländervergleich der "Hacknstadn" mitwirken, sofern deren Manager bis zum 18. Juli nicht fündig werden.

Um einen Legionär wie Scharner braucht man sich freilich keine Sorgen zu machen. In England hat er als P f u n d s-Kerl jetzt schon so viel verdient, dass er sich bis zum Lebensende in den Liegestuhl legen könnte.

Ohne Illusion Dramatisch sieht hingegen für viele, die vom Kicken leben, die Lage in Österreich aus. So erfreulich es ist, dass inzwischen 1000 Jugendliche in den Akademien gut ausgebildet werden, so prekär wird’s auf dem Arbeitsmarkt, da es im Profibereich nur noch 400 seriöse Arbeitsplätze gibt. Ja, es ist unverantwortlich, einem Jugendlichen, wenn der nicht begnadet ist wie (der soeben von der deutschen Spielergewerkschaft zum deutschen Bundesliga-Spieler des Jahres gewählte) David Alaba, ohne Schulabschluss zum Profi-Fußball zu raten.

So halten sich manche Klubs der zweiten Bundesliga oft erst nach mehrfacher Aufforderung an den Kollektivvertrag. der vorsieht, dass sie zumindest 1100 Euro brutto (inklusive Prämien) monatlich an die Spieler zahlen; an Jungprofis, die kaum einem Nebenerwerb nachgehen können, wenn sie Dienstag und Freitag um Liga-Punkte kämpfen und auch Vormittag trainieren müssen.

Ohne Neid Das Mitleid ihrer Kritiker wird sich freilich in Grenzen halten. Selbst jungen Sportjournalisten mit Hochschulabschluss wird im Moment, speziell im Online-Bereich, kaum mehr geboten. Immerhin können die am 11. 9. auf eine Pressekarte für ÖsterreichDeutschland hoffen.

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