Dünne Luft und dicke Brieftaschen
Im 'Kitzbühel von Colorado', wo Frank Stronach das teuerste Hotel besaß, kommt es zum alpinen Steilwandrodeo.
Wird Hermann Maier gefragt, wo er außerhalb Österreichs am liebsten Ski-Ferien machen würde, antwortet er ohne zu Zögern: " Beaver Creek".Am Freitag findet dort, wo Maier sechs Weltcuprennen plus zwei WM-Goldene (1999) gewonnen hat, die vielleicht schwierigste Abfahrt des Winters statt. Und 2015 wird in Beaver Creek (Colorado) zum dritten Mal um alpine WM-Medaillen gefahren.Bei der ersten WM-Abfahrt im Jahr 1989, als der Hermann noch ein unbeachteter Burli in der Schladminger Ski-Hauptschule war, sah es für Rot-Weiß-Rot in Beaver Creek finster aus.Damals wurde Helmut Höflehner als bester ÖSV-Starter nur WM-Siebenter.Damals waren kurz zuvor die WM-Träume eines gewissen Armin Assinger geplatzt, als sich der Kärntner am Lauberhorn Kreuzbandrisse in beiden Knien zugezogen hatte.Damals holte mit Hansjörg Tauscher ein deutscher Außenseiter, der zuvor und danach nie ein Rennen gewann, in Beaver die Goldmedaille.Damals hatte Pistenarchitekt Bernhard Russi in die Abfahrtsstrecke eine bobbahnähnliche Passage eingebaut.Und damals bestand Beaver Creek nur aus einem einzigen Hotel und einer Tiefgarage.In den 90er-Jahren folgte ein Bauboom, an dem sich auch Frank Stronach beteiligte. Er war lange Zeit Besitzer des Chateau-Hotels. Eines im alten Stil mit breiten Mauern aus Stein und Holz errichteten Palastes, in dem ein Appartement so viel kostet wie in Schladming ein ganzer Wohnblock.Im Zentrum von Retorten-City sehen Milliardärsgattinnen ihren Sprösslingen am Eislaufplatz beim Training zu. Und wenn die Temperaturen wieder genug Kunstschneeproduktion zulassen, werden die Gäste mit Rolltreppen bis zum Pistenrand gebracht.Nur Weltcup-Zuschauer benötigen einen Bus-Shuttledienst. Das entlegene Zielgelände befindet sich in 2600 Metern Höhe, weshalb dort nicht nur Rennläufer, sondern auch TV-Kommentatoren arg ins Schnaufen kommen.Für das Schweizer Skiteam ist die Luft nach der Rekordpleite von Lake Louise (nur Platz 24) besonders dünn geworden. Aksel Lund Svindal und die Österreicher hingegen sollten auch auf Maiers Lieblingspiste auf der Höhe sein.
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