Die Leiden der Promi-Eltern

Ehemalige Champions sind vor dem Bildschirm nervöser als ihre Sprösslinge am Start.
Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Gregor Schlierenzauer holte nach seinem verpatzten Olympia-Auftakt zum verbalen Rundumschlag aus

von Wolfgang Winheim

über den Skisprung-Star

Auf ÖSV-Direktor Hans Pum kommt in dessen bewährter Rolle als Beschwichtigungshofrat unerwartete Arbeit zu. Gregor Schlierenzauer holte nach seinem verpatzten Olympia-Auftakt zum verbalen Rundumschlag aus. Dabei waren die Springer hinsichtlich Harmonie den Alpinen immer als Vorbild hingestellt worden.

Noch im Dezember machte sich Chefcoach Mathias Berthold bei den Abfahrern wenig Freunde, als er ein Qualifikationstraining anordnete. Nachträglich wird Berthold dafür sogar gelobt. Und was den heutigen Olympia-Kombi-Bewerb betrifft, ist er über jeglichen Verdacht erhaben, hat er doch Frederic Berthold nicht für Olympia berücksichtigt. Und das, obwohl sein Sohn erst vor drei Wochen Staatsmeister in der Kombi geworden ist.

Mathias Berthold hatte – konträr zum Filius – der Mut zur Abfahrt gefehlt. Immerhin brachte er es zum Slalom-Weltmeister auf der US-Pro-Tour.

Olympia-Siegerpapa Helmut Mayer startete nur einmal bei den Profis. Dafür wurde er bei wichtigeren Rennen zwei Mal Zweiter – 1988 im Olympia-Super-G hinter Franck Piccard und 1989 bei der WM in Vail hinter Rudi Nierlich, dem die ganze Aufmerksamkeit galt. Silber-Mayer stand stets etwas im medialen Schatten, aus dem er auch nach dem Triumph seines Sohnes Matthias Mayer nicht so recht treten will.

Im Gegensatz zu Matthias’ Mama, einer ausgebildeten Energetikerin, blieb Helmut Mayer Sotschi fern. Er wird auch die nächsten drei Rennen nur daheim in Kärnten vor dem Fernseher miterleben und sich dazwischen um die Schüler des Skiclubs Gerlitzen kümmern. Das tat er immer schon gern.

"Bis zum 19. Lebensjahr vom Matthias war ich sein einziger Trainer", sagt der Papa und Vater des Erfolges, der sich ansonsten weder Eigenlob noch Euphorie entlocken lässt.

Nervös, wenn der Junior fährt? "Das ist unterschiedlich." Spontaner fällt zu diesem Thema die Antwort von Ex-Abfahrtsweltmeister Harti Weirather aus. Er hatte schon vor acht Jahren gezittert ("Viel mehr als früher, als ich selbst am Start war") und gelitten, als seine Tina mit 16 beim Olympia-Debüt in der (von Michaela Dorfmeister gewonnenen) Abfahrt ausschied. Als am Sonntag die zur Favoritin mutierte Tina im Training stürzte, sei es für ihn und seine Liechtensteiner Olympiasieger-Gattin Hanni Wenzel vorm TV-Gerät unerträglich gewesen. "Die Hanni war fix und fertig."

In Anbetracht von bereits vier erlittenen Kreuzbandrissen hört sich die aktuelle Diagnose Schienbeinkopfprellung für Tina harmlos an. Trotzdem fürchtet ihr Tiroler Weltmeister-Papa, dass sie morgen auch für den Super-G ausfällt und sich ihre Olympia-Aktivität aufs Tragen der Liechtensteiner Fahne bei der Eröffnungszeremonie beschränkt hat.

Wie Tina Weirather ist Felix Neureuther genetisch doppelt "vorbelastet". Er fliegt heute nach Sotschi, wo seine vorgereisten Eltern längst begehrte Interviewpartner sind.

"Tipps von mir? Glauben Sie wirklich, dass ein Bub einer Frau im Skifahren was glaubt?", sagt die dreifache Olympiasiegerin Rosi Mittermaier. "Da zählt schon der Vater." Der heißt Christian Neureuther und wird beim Duell zwischen Felix und Marcel Hirscher "mehr scheppern" als 1979 vor seinem Hahnenkamm-Sieg.

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