Die Bestverdiener

Wolfgang Winheim
Tagebuch: Ob Schumacher, Beckham, Armstrong oder Maier - die Erfolgreichen rufen Neider auf den Plan.
Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Michael Schumacher fährt im November zum letzten Mal im Kreis. Einen Rücktritt vom Rücktritt, wie ihn der Deutsche schon einmal vollzog, wird es nicht geben. Fast ein Jahrzehnt lang hatte er als der bestverdienende Sportler der Welt gegolten. Und weil Neid doch keine auf Wien beschränkte Eigenschaft ist, wird Schumachers Abschied nicht nur von Wehmut, sondern auch von medialer Häme begleitet. The Sun: "Ende einer Legende, wen kümmert’s?" Daily Mirror: "Das Auto war der Held, nicht Schumacher."

Wenn es darum geht, Denkmäler zu demontieren, ist der britische Boulevard immer recht schnell zur Stelle. Gleichgültig, ob es sich um einen Fußball-Feschak ( David Beckham), einen gedopten Radprofi (Lance Armstrong) oder um einen Lenkraddreher handelt.

Schumacher bot den Spöttern zuletzt allerdings viel Angriffsfläche. Innerhalb von zwei Wochen fuhr er seinen Mercedes zwei Mal zu Schrott, worauf sich schließen ließe, dass beim 43-Jährigen die Reaktionsschnelligkeit konträr zur Risikobereitschaft nachgelassen hat.Doch das ist bloß eine unbewiesene Ferndiagnose. Tatsache hingegen ist, dass die Formel 1 verglichen mit den Zeiten, in denen Schumacher seine große Siegesserie startete und Ayrton Senna (als letzter Pilot der Motoren-Königsklasse) tödlich verunglückte (1994), wesentlich sicherer wurde. Im Skirennlauf hat es mehr Schwerverletzte gegeben.

Der Mann, der im Winter (mit nie dementierten fünf Millionen jährlich) der Bestverdiener gewesen war, hat seinen Abschied vom Rennzirkus besser verkraftet als prophezeit: Hermann Maier ist topfit. Er sucht nicht die Nähe des Weltcups. Er will weder Trainer sein, noch viele Interviews geben. Letzteres wird ihm freilich nicht erspart bleiben. Denn am 7. Dezember wird er 40.

Als aktuell bestverdienender österreichischer Sportler gilt Thomas Vanek mit 4,96 Millionen Euro pro Jahr. Geld verdirbt offensichtlich nicht jedermanns Sitten. So will Vanek während seines sechswöchigen Grazer Aufenthaltes bei Mama und Papa wohnen und vom Elternhaus mit dem Radl zum Training strampeln.

Dass durch den Streit zwischen NHL-Klubs und Spielergewerkschaft ermöglichte Vanek-Gastspiel in der Bundesliga ist ein Segen für das österreichische Eishockey.

So manche TV-Konsumenten, die Vanek erstmals zu einem Hallenbesuch animieren wird, werden draufkommen, dass es sich um einen einzigartigen Sport handelt. Und dass eine Fernsehübertragung aufgrund des kleinen Spielgeräts trotz aller technischer Tricks niemals ein Matcherlebnis vor Ort ersetzen kann. Live is life.

 

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