Bedenklicher Alltag
Weltmeisterschaften und Olympia sind in Wahrheit Championate von Glückspilzen, die nicht mehr oder noch nicht verletzt sind.
Seitenbandriss im rechten Knie. In Anbetracht dessen, was Marlies Schild alles bisher schon mitmachte in ihrer Karriere, handelt es sich bei ihrem aktuellen Malheur um eine Dutzendverletzung. Aber die reicht zum Abhaken der Saison.
Österreich muss seine aussichtsreichste Gold-Kandidatin bei der Heim-WM in Schladming vorgeben.
A schöne Bescherung.
Nahezu im Wochentakt wird der ÖSV mit Tiefschlägen konfrontiert: In Beaver Creek die schwere Gehirnerschütterung des Abfahrtstrainingsdominators Max Franz, der im Jänner am Lauberhorn ein Comeback versuchen kann. In der Vorwoche drei Nachwuchshoffnungen mit Kreuzbandrissen out. Und jetzt der Ausfall von Marlies Schild.
Ihr Chef Herbert Mandl, vor dessen Augen Schild sich in Åre beim Trainingssturz das Knie verdrehte, wird die Slalom-Königin in verantwortlicher Position bei Rennen nie mehr wiedersehen. Mandl macht im März nach zehnjähriger Tätigkeit als Damentrainer endgültig Schluss, um Leiter der Skilehrerausbildung in St. Christoph am Arlberg zu werden.
Marlies Schild, 31, wird, obwohl für sei eine kleine Welt zusammenbrach, ehe sie am Tag des abgesagten Weltuntergangs in den OP-Saal geschoben wurde, sicher nicht vor der nächsten Saison resignieren. Schließlich wird 2014 in Sotschi um Olympia-Gold gecarvt. Andere Ausnahmekönner wie der erst 25-jährige Schweizer Beat Feuz befürchten indes jetzt schon das vorzeitige Karriereende.
So gesehen sind Weltmeisterschaften und Olympia in Wahrheit gar nicht mehr die viel zitierten Treffen der Weltbesten, sondern Championate von Glückspilzen, die nicht mehr oder noch nicht verletzt sind.
Dem Normal-Skifahrer sollten solche Feststellungen aber keineswegs die weihnachtlichen Brettl-Ferien vermiesen, gibt es doch (hoffentlich nicht geschönte) Statistiken, die besagen, dass die Zahl der Unfälle im Touristen-Skilauf geringer geworden ist. Konträr zum Masochisten-Weltcup.
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