Sie verdienen zu viel und rennen zu wenig. Diese Wirtshausmeinung wird wohl nie verstummen in Österreich.

von Wolfgang Winheim

über die arbeitslosen Kicker des FC AMS

Abseits der WM. Nicht nur in Brasilien, sondern auch in Österreich steigt die Zahl arbeitsloser Profis dramatisch an. 147 sind’s hierzulande, die keinen Vertrag haben. Und damit oft auch keine Sozialversicherung für Frau und Kind. Mitleid dürfen sie nicht erwarten. Hat doch allein die Meldung, dass AMS und Spielergewerkschaft für Arbeitslose ein Trainingscamp organisieren, in Online-Foren Häme und Kritik ausgelöst.

Sie verdienen zu viel und rennen zu wenig. Diese Wirtshausmeinung wird wohl nie verstummen in Österreich. Obwohl sie zumindest für die zweite Bundesliga längst nicht stimmt. 1200 bis 1800 Euro inklusive Prämien lautet dort die Brutto-Gage für Jung-Profis, denen aus Zeitgründen ein Nebenerwerb unmöglich ist.

Immer öfter stehen Talente nach Verletzungen mit 23, 24 am Abgrund. Ohne Job, ohne Ausbildung, ohne Perspektiven. Um solchen Härtefällen entgegenzuwirken, gründete die ehemalige Skiweltcupsiegerin Roswitha Steiner-Stadlober die Initiave KA(rriere) DA(nach). Sie wird morgen im Joblosen-Camp erwartet.

21 Profis nehmen teil an der Premiere des FC AMS in Steinbrunn. Täglich zwei Mal trainiert wird dort unter Regie von Paul Gludovatz und Gerhard Schweitzer. Zur Erinnerung: Dieses Duo hatte Österreichs Nachwuchs zur U-20-WM 2007 nach Kanada gebracht.

Immerhin fünf Mann (Prödl, Junuzovic, Harnik, Suttner, Kavlak) sind aktuelle A-Nationalspieler. Genauso viele brachten es aufseiten Chiles von U-20-WM-Spielern zu "echten" WM-Stars. Allen voran Arturo Vidal (Juve) und Alexis Sánchez (Barcelona), vor denen die Brasilianer die meisten "Federn" zeigten. Vor sieben Jahren noch war Sánchez zu schmächtig gewesen. Er sah nur von der Ersatzbank aus, wie sich Prödl und Co. nach einem 0:0 im Gruppenspiel erst bei der Neuauflage im kleinen Finale von Chile 1:0 besiegen und Bronze wegschnappen ließen.

Im Achtelfinale hatten die Gludovatz-Junioren noch gegen die USA den längeren Atem (2:1), obwohl hinsichtlich Kondition ein gewisser Michael Bradley schon damals kaum zu bremsen war. Über ihn sagte sein US-Teamtrainer Andreas Herzog vor der WM: "Keiner läuft so viel wie er."

Herzog behielt recht: Seit dem Deutschland-Spiel ist Kojak Bradley mit 13,08 Kilometern der WM-Rekordler unter den Achtelfinalisten.

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