Absteiger und Aufstiegshilfen

Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Null Medaillen in Abfahrt und Super-G

von Wolfgang Winheim

über die österreichische Medaillen-Flaute

Seit sechs Jahren, seit Åre 2007, haben nicht mehr so viele bei einer WM-Abfahrt ins Kast’l geschaut wie am Samstag:

1,527 Millionen ORF-Seher.

Seit 26 Jahren, seit der WM von Crans Montana 1987, war’s nicht passiert, dass der ÖSV in allen vier Speedrennen bei der Beuteverteilung leer ausging.

Null Medaillen in Abfahrt und Super-G.

Und trotzdem null Pfiffe im Planai-Stadion. Prominente Ohren- und Augenzeugen wie Franz Beckenbauer und Marcel Koller sind aus ihrer Fußball-Branche ganz anderes gewohnt.

Ski-Präsident Professor Peter Schröcksnadel hingegen wird schon einen roten Kopf bekommen, wenn er, der soeben zum Senator Ernannte, erfährt, dass ihm Online-Poster noch einen zusätzlichen Titel als „Lugner des Wintersports“ verleihen wegen seiner Omnipräsenz vor Kameras.

Einmal mit Arnold Schwarzenegger, dann mit Kevin Costner – beim Blick auf die elektronische Anzeigetafel aber wähnen sich der ÖSV-Boss und seine Untergebenen im Moment noch im falschen Film.

Drehbuchreif ist die Geschichte, die Schröcksnadel einst den Weg zum ÖSV ebnete. Ein mobiler Ski-Lift war im Sommer 1979 nach dem Gletschertraining auf dem Dachstein vergessen und – zugeweht von den Winterstürmen – nicht mehr geortet worden. In seiner Not wandte sich der ÖSV an einen Tiroler, dem der Ruf vorauseilte, mit einer Spezialsonde Lawinenopfer und verschüttete Autos gefunden zu haben. Es handelte sich um Peter Schröcksnadel. Er buddelte prompt die teure Aufstiegshilfe wieder aus. Und bewies alsbald als Ski-Funktionär beim Geldauftreiben seine Spürnase.

1990 übernahm er den ÖSV. Spätestens seit 1998, seit Hermann Maiers Aufstieg zum Superstar, gilt Schröcksnadel als bester Sport-Präsident Österreichs. Als ein Ehrenamtlicher, der sich mehr engagiert als mancher Profi. Und der bei der ausländischen Konkurrenz hohes Ansehen genießt.

Nur hat der dynamische Jung-Siebziger jetzt in Schladming zu oft seine Eröffnungszeremonie als großen Erfolg gepriesen. Und zu oft die beste WM aller Zeiten angekündigt.

Was die Organisation in der Steiermark betrifft, versprach der Tiroler nicht zu viel. Was die sportliche Ausbeute anlangt, wird es dem ÖSV-Team nur noch schwer gelingen, den kühnen Prognosen gerecht zu werden.

Die Skination Nummer 1 muss auf die Herren-Superkombination und den Er-und-Sie-Lauf namens Team-Event hoffen. Auf Bewerbe, die durchaus unterhaltsam sein können, aber deren Stellenwert so bescheiden ist, dass ihn außerhalb Österreichs kaum jemand registriert. Eine gute ORF-Quote ist trotzdem garantiert.

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