Wiener Radler-Typologie

Julia Schrenk

Julia Schrenk

Zeig’ mir dein Fahrrad und ich sag’ dir, wer du bist!

von Julia Schrenk

Wiener Radfahrer

Es ist so: Als ich nach Wien gezogen bin, habe ich von zu Hause irgendein altes Rad mitgenommen, weil: Es könnt ja gefladert werden, in der großen Stadt.

Doch nach neun Jahren ist es zwischen meinem Fahrrad und mir nicht mehr so, wie es einmal war. Ich trete und trete und trete in die Pedale und werde trotzdem von den coolen Menschen mit den coolen Rädern überholt. Die Gangschaltung macht, was sie will, und cool ist mein Rad schon lange nicht mehr.

Es muss also ein neues her. Fragt sich nur, welches. Denn, wie heißt es so schön: Zeig’ mir dein Fahrrad und ich sag’ dir, wer du bist! Nämlich entweder ...

... der Retro-Rennrad-RadlerEr fährt ein altes Peugeot und das recht rasant. Der RRR bewegt sich zwischen Neubau und Wieden, hat die Freitag-Tasche diagonal um die Schulter geschwungen und fährt mit Helm. Nicht mit einem Allerwelts-Helm, versteht sich, sondern mit Helm in Schwammerl-Optik.

... die Hollandrad-Radlerin Sie macht in Wien einen auf Amsterdam und fährt ein schwarzes Holland-Rad mit braunem Sattel. Am Lenker hat sie ein geflochtenes Körberl befestigt. Und weil es hübsch ist, hat sie Blumen draufgebunden.

... der Fixie-Radler Er ist der bunte Hund unter den Radlern. Die Rahmen seines Rades sind grell-orange, der Sattel ist blitzblau. Nur dürfte sich der Fixie-Radler mit den geografischen Gegebenheiten in Wien nicht allzu gut auskennen. Ansonsten würde er bei all den Höhenunterschieden wohl kein Eingang-Rad kaufen.

... die Citybike-Radlerin Sie steht über den Dingen. Styling ist ihr nicht so wichtig, sie geht die Dinge praktisch an. Das Rad muss Qualität haben, der Helm muss funktional sein, in den Korb auf dem Gepäckträger müssen die Einkäufe vom Markt passen.

Dann müsste ich nur noch so lässig werden wie die Citybike-Radlerin und so cool wie der Retro-Rennrad-Radler.

Weil das aber eine recht mühsam Angelegenheit wäre, fahre ich wohl solange mit dem alten Rad weiter, bis es in der großen Stadt gefladert wird.

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