Wiener Eistraum
Was kommt als Nächstes? Ribisel-Roastbeef? Erdbeer-Käsekrainer?
Früher war bekanntlich alles besser. Die Menschen freundlicher, die Wiesen saftiger, die Auswahl an Eissorten überschaubarer.
Bei uns in der Kleinstadt gab’s das Eis früher bei der Frau Kukla, gleich gegenüber. Und imposanter als ihre riesige Eis-Vitrine war nur Frau Kuklas Damenbart.
Bei Frau Kukla gab’s Schokolade, Erdbeere und Vanille. Manchmal auch Banane und Haselnuss. Die exotischste Eissorte, die man damals bei uns im Ort (nicht bei der Frau Kukla) bekommen konnte, war Stracciatella. Die hat aber lange Zeit kaum jemand bestellt, weil kaum jemand wusste, wie man das richtig ausspricht.
Stratschiatella? Schtrazziatella? Strazzatella?
Und jetzt? In Wien sind wir mittlerweile am Höhepunkt des Eis-Booms angelangt. Die Eissalons sprießen wie die Schwammerln aus dem Boden (normal, italienisch, vegan, laktosefrei, bio, mit Milch vom Bauernhof), die Eissorten werden immer – sagen wir – außergewöhnlicher.
Zu Schoko, Erdbeere und Vanille gesellten sich irgendwann Lavendel, Lychee und Grüner Tee. Mittlerweile sind wir bei Bärlauch, Basilikum und Rote Rübe angekommen. Und die einzigen zwei Fragen, die sich mir, abgesehen von – wie soll das bitte schmecken? – stellen, sind: Warum nur? Und: Was kommt als Nächstes?
Ribisel-Roastbeef?
Erdbeer-Käsekrainer?
Kichererbse-Koriander?
Warum soll ich Bärlauch-Eis essen, wenn ich auch Brombeere haben kann? Warum Schafkäse, wenn es auch Schokolade gibt? Warum Basilikum, wenn man auch Grüner Apfel haben kann?
Diese meine Fragen dürften sich jedenfalls schon mehrere Menschen in dieser Stadt gestellt haben: Nach wie vor sind laut Wirtschaftskammer weder Basilikum noch Schafkäse oder Rote Rübe die beliebtesten Eissorten, sondern Schokolade, Vanille und Haselnuss. Das wusste schon Frau Kukla.
Trotzdem wird die beste Eis-Kombination aller Zeiten für immer und ewig nur die eine sein:
Schoko und Zitrone.
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