Nicht jeder, der mit dem Rad fährt, gibt ein politisches Statement ab. Und nicht jeder Autofahrer ist ein radfahrerhassender Rowdy. Vielleicht rufen wir uns das wieder in Erinnerung.

von Julia Schrenk

über den Konflikt zwischen Auto- und Radfahrern

Sonntagnachmittag an einer Kreuzung beim Prater. An der roten Ampel steht ein Auto, allerdings nicht genau in seiner Abbiegespur, sondern mit beiden linken Reifen im Fahrradstreifen (der dort mittig verläuft). Das veranlasst einen Rennradfahrer, der sich einreihen will, dem Autofahrer einen bösen Blick zuzuwerfen. Der gibt daraufhin ein Handzeichen, worauf der Radfahrer ruft: "Wos wüst? Du stehst in meiner Spur!" Der Autofahrer will dann seinen Wagen besser einreihen, allerdings nicht ohne dabei den Rennradfahrer fast über den Haufen zu fahren.

Autofahrer und Radfahrer geraten immer wieder miteinander in Konflikt, aber mit welcher Emotionalität das Thema mittlerweile aufgeladen ist, ist nur noch ungut. Ja, es gibt sie, die Rad-Rowdys, die glauben, über jede rote Ampel preschen zu können, nur weil sie nicht mit einem Auto unterwegs sind.

Und ja, es gibt sie, die Autofahrer, die Radler, die ohnedies schon ganz rechts fahren, just auf den 20 Metern überholen, wo die Fahrspur wegen einer Verkehrsinsel deutlich enger ist.

Muss das wirklich sein? Wieso schaffen wir Bürger einer Stadt es nicht, auf der Straße miteinander auszukommen? Wann haben wir verlernt, auch einmal ein bisschen vom Gas runterzugehen, vielleicht sogar einmal Rücksicht zu nehmen?

Wer in Wien mit dem Rad fährt, wird – so scheint es – von Haus aus als linkslinker, Autofahrer hassender Bobo-Grün-Wähler gesehen. Wer mit dem Auto fährt, gilt als konservativer Luftverschmutzer, der nur darauf aus ist, den nächsten Radfahrer umzumähen.

Dabei vergessen wir, dass vermutlich viele Autofahrer auch manchmal mit dem Rad fahren und sogar Radfahrer hie und da das Auto nutzen.

Nicht jeder, der mit dem Rad fährt, gibt ein politisches Statement ab. Manche wollen tatsächlich nur von A nach B kommen oder Sport betreiben. Und nicht jeder Autofahrer ist ein radfahrerhassender Rowdy.

Vielleicht rufen wir uns das wieder in Erinnerung.

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