Schlecht vermarktet
Dort, wo es etwas zu entrümpeln gibt, wird nichts getan.
Es ist noch nicht lange her, da war der Wiener Schwendermarkt an der äußeren Mariahilfer Straße dem Untergang geweiht. Das Angebot war unattraktiv, die Kunden blieben aus. Das hat sich geändert – durch gemeinsame Anstrengung von Bürgern, Standlern und dem Bezirk. Besser ist das Leben für die Marktstandler trotzdem nicht geworden. Einer der neuen Stände sperrt nun zu: Der Stand 16.
Seit eineinhalb Jahren gibt es dort Köstlichkeiten von Kleinbauern zu kaufen, Espresso – zubereitet auf einer Faema-Kaffeemaschine aus den 60ern – oder ein Flascherl Bier. Ein Achtel Wein zu trinken, blieb den Kunden immer verwehrt. Warum? Der Stand 16 ist ein Handels- und kein Gastro-Betrieb. Deswegen dürfen die Betreiber auch nur acht "Verabreichungsplätze" – wie das ganz korrekt heißt – in ihren Ständen einrichten. Das sieht die Gewerbeordnung vor. Am Wechsel in die Gastronomie werden die Standler aber gehindert – denn auf Wiener Märkten darf nur ein Drittel der Stände auf Gastro-Betriebe fallen. 51 Prozent sind dem Handel vorbehalten. Das sieht die Marktordnung vor. Man will erstens "unbefugte Gastronomie" verhindern und zweitens "Fressmeilen". Eh.
Nur: Ein bissl überholt ist das schon. Da redet die Stadtregierung immer davon, die " Entbürokratisierung" voranzutreiben, aber dort, wo es etwas zu entrümpeln gibt, wird nichts getan. Standler vom Karmeliter-, Schwender- und Meidlinger Markt machen deshalb seit Wochen mobil. Sie wollen statt bisher acht zwölf oder 15 Sitzplätze anbieten können. Sie fordern, dass alle Märkte in Wien gleich lange geöffnet haben dürfen und nicht manche (wie der Schwender- oder der Meidlinger Markt; Grund ist ein Pilotprojekt) bis 21 Uhr und andere (wie der Karmelitermarkt) nur bis 19.30 Uhr. 800 Unterschriften haben die Standler gesammelt und der Wirtschaftskammer zur Unterstützung übergeben.
Der Stand 16 wird übrigens im Februar neu eröffnet – in einem richtigen Lokal. Dort dürfen die Kunden dann auch ein Achtel Wein trinken.
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