Nach der Arbeit ist vor der Party

Anna-Maria Bauer

Anna-Maria Bauer

Die Wiener Partyszene stellt sich mehr und mehr auf die arbeitende und dennoch ausgehwillige Bevölkerung ein. Diese will bei DJ-Sounds und Gin Tonics den stressigen Arbeitstag verarbeiten, aber beim Weckerläuten um 6 Uhr früh am nächsten Morgen dennoch nicht zu gerädert sein. Ein After-Work-Clubbing, das um 18 Uhr startet und bei dem um Mitternacht Schluss ist, ist die optimale Lösung. Und für die Studenten der Stadt das ideale Vorglühprogramm.

Zu Technocafé, Workatonic, Büroschluss, Gleitzeit, Rooftop100 oder dem Enziana After Work mit "Après Ski"-Stimmung, gesellt sich seit Mittwoch eine weitere Veranstaltung dieser Art – und zwar in der Kultlocation der 90er-Jahre, den Sofiensälen. Ein Ort, der den Anrainern in der Vergangenheit des Öfteren schlaflose Nächte beschert hat. Die jahrelangen Beschwerden, die man über die Sofiensäle im Bereich der Nachbarschaft an die Volksanwaltschaft herangetragen hat, haben sich, wie es dem Protokoll einer Landtagssitzung aus dem Jahr 2001 zu entnehmen ist, auf eine der Volksanwaltschaft nicht genehme Weise erledigt – indem das Subjekt abgebrannt ist.

Verursacht worden war dieser Brand bei Flämmarbeiten an der Dachkonstruktion. Dabei entzündete sich der hölzerne Dachstuhl. Die Säle brannten vollständig aus.

2013 wurde das Gebäude rundum renoviert neu eröffnet – und beherbergt neben 68 Wohnungen, ein Restaurant, ein Hotel, ein Fitnessstudio und den 700 großen Festsaal.

Dieser Saal war Mittwochabend für sein erstes "After Work"-Event in rosafarbenes Licht getaucht und gut besucht; zu DJ-Sound und Gin Tonic wurde viel getratscht und auch ein bisschen getanzt.

Bleibt abzuwarten, ob wieder Beschwerden an die Volksanwaltschaft herangetragen werden. Im Freien war von der Musik eigentlich nichts zu hören. Ab und zu hallte das Klackern von Stöckelschuhen durch die Gasse, untermalt von Gelächter.

Ach, Wien, verschlafen bist du nicht mehr – und das ist gut so.

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