sex IN DER FREIZEIT: Hochexplosiv

sex IN DER FREIZEIT: Hochexplosiv
Auch diesen Herbst kommen richtige Frauen auf ihren Höhepunkt - zumindest, was Schuhe angeht. High Heels sind von zeitloser Erotik, allerdings nicht für jeden ideal. Manchen Damen sei geraten, Stilettos nur im Liegen zu tragen.
Gabriele Kuhn

Gabriele Kuhn

Stöckeln bildet. Denn erst seit meinem ersten Auftritt in High Heels weiß ich, dass der dem Volumen nach größte menschliche Muskel Musculus glutaeus maximus heißt und höllisch wehtun kann. Für etwaige Nicht-Lateiner und Nicht-Mediziner: Hier handelt es sich um den großen Hintern-Muskel - er verleiht der Körpermitte Halt und Haltung. Wer den Glutaeus beherrscht, beherrscht die Welt. Na ja, es sieht ja auch irgendwie geil aus, wenn eine Frau auf Zehn-Zentimeter-Absätzen so tut, als würde sie die Schwerkraft besiegen. Dabei die Hüften wiegt, mit dem Arsch wackelt, um die Männer damit reihenweise an den Rand des Atemstillstands zu bringen. Ein gutes Gefühl, ein sehr gutes Gefühl, schwärmt nicht nur die neue Moderedakteurin, sondern mein gesamter Freundinnenkreis. Alle genannten Damen wissen mindestens 30 Paar Wolkenkratzer-Böcke in ihren Garderoben und fiebern schon dem Herbst-Nachschub in Gestalt sehr hoch dosierter Overknee-Stiefel entgegen. Ich nicht. Mein Verhältnis zu dramatischen High Heels ist nicht erst seit meiner Knieoperation im Februar äußerst distanziert. Schon zuvor fühlte ich mich in den Dingern wie der schiefe Turm von Pisa. Altehrwürdig, aber brüchig. Als elegante Schrittmacherin auf Stilettos komme ich nämlich gar nicht gut. Sorry, die Kandidatin hat Null Geh-Punkte. Das aber wiederum harmoniert mit dem Bild einer Sex-Kolumnistin eher suboptimal. Von so einer erwartet das p.t. Publikum zumindest eine homöopathische Dosis an Verruchtheit, dazu gehören eben auch so genannte "Fick-mich-Schuhe". Also Fußkleider, die Männer nicht mit einer Querung des Hochschwabmassivs assoziieren, sondern mit Gipfelsiegen in der Horizontalen. Ich versteh's ja - die Droge hat es in sich. Hohe Schuhe symbolisieren Erotik, Macht - Fetisch. Und sie ermöglichen Frauen - im besten Fall halt - einen Gang, der sich in der Sekunde als nonverbale Einladung zu einer Runde vögeln interpretieren lässt. Vorausgesetzt, man beherrscht die Kunst des lasziven Stöckelns. Eine High-Heels-Göttin hat mir das mal so erklärt: "Um in hohen Schuhen sexy zu wirken, brauchst du viel Selbstbewusstsein, jede Menge Willen und einen Nussknacker-Arsch." Maximale Anspannung ist beim Hinterteil gefragt - eh schon wissen, der Glutaeus wär's. Wer diesen Circus maximus noch mit erhobenem Kinn garniert: Bingo. Wissen Sie was? Ich kann das. Aber ich will's nicht. Nichtsdestotrotz bin ich natürlich auch im Besitz hoher Schuhe - schön anzusehen sind sie ja. Allerdings trage ich solcherlei Schuhwerk bevorzugt im Sitzen. Oder gleich im Liegen, denn: Je höher die Schuhe, desto niedriger die Moral. Apropos Schuhe: Jüngst habe ich mich von zwei Lieblingen getrennt - für den guten Zweck. Chili-Moderator Dominic Heinzl lädt nämlich zum "Tag der Sozialmärkte", für den Promis ihre besten Stücke gaben: WM-Pokale, Chef-Krawatten, präsidiale Manschettenknöpfe. Ich spendete hingegen ein Paar Hochstapler-Schuhe (Größe 40) - eine Nummer zu groß und zwei zu hoch. Wer damit stöckeln und so Menschen helfen möchte: Zu erstehen sind sie am 3.9., 10 bis 17 Uhr in den Wiener Ringstrassengalerien. gabriele.kuhn@kurier.at

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