sex IN DER FREIZEIT: Bums-Bonus

sex IN DER FREIZEIT: Bums-Bonus
Wer hart arbeitet, hat sich was Schönes verdient. Wohl deshalb wurde eines Tages das Bonus-System erfunden. Doch Geld ist bekanntlich nicht alles ...
Gabriele Kuhn

Gabriele Kuhn

Katharina die Große war nicht nur mächtig, g'scheit und dauergeil (man sagt ihr Sexsucht nach), sondern großzügig. Ihr verdankte das Volk ein Frühwerk der Mitarbeitermotivation - diese "Instruktion": "Geschickte Ackerbauer und Handwerker sollen belohnt werden." Ähnlich spendabel dürfte sie Liebhaber fürs Engagement in ihrem Unterleib bedacht haben. Am Ende des Begattungszyklus gab es Geschenke. Boni sind also keine Erfindung der Neuzeit, es gab sie schon im 18. Jahrhundert. Fein. Und heute? Heute ist Geld auch nicht mehr das, was es einmal war. Sagen Motivationsauskenner. So dokumentierte eine Harvard-Studie den Pfui-Effekt des Geldes: Gibt man kreativen Künstlern einen lukrativen Vertrag - schwupps - verpufft die ganz große Kunst recht schnell. In Unternehmen kann's hingegen sein, dass der Boni-Mechanismus für Neidattacken und Bürgerkriege sorgt. Wieso der faule Vollkoffer und nicht ich? Alsdann: Erlebnisse statt Euros! Irgendwann waren "Incentives" erfunden - als Hedonismus-Häppchen für die wirklich hart Arbeitenden. Netter Versuch. Doch ehrlich, welcher Trottel findet's auf Dauer reizvoll, mit Kollegen, die man sowieso nicht leiden kann, im Schlauchboot ("Voll toll, dieses "Wir-sitzen-alle-in-einem-Boot"-Feeling) einen Wildbach runterzuraften, im Hochseil-Klettergarten ("Gemeinsam an die Spitze!") infantile Erfolgserlebnisse zu feiern oder mit dem Abteilungsleiter auf einem Trommelworkshop ("Lassen wir unsere Gefühle raus!") afrikanische Kriegstänze zu simulieren? Na, eben. Wie gut, dass es Menschen mit bahnbrechenden Ideen gibt. Menschen, die wirklich wissen, was der von Akquise, Beratungsgesprächen und Verkaufsdruck mürbe männliche Mitarbeiter braucht: etwas Nachhaltiges. Etwas, das keiner vergisst. Das ultimative Gemeinschaftserlebnis! Statt bunter Abende beim Würstelgrillen am Lagerfeuer gönnt man dem fleißigen Angestellten gerne mal eine spritzige Sex-Orgie. Wo doch wissenschaftlich bewiesen ist, dass schon die bloße Darstellung eines menschlichen (idealerweise nackten, wenn's geht schon sexuell erregten, unbedingt aber kurvigen) Körpers das Belohnungszentrum im Gehirn aktiviert. Das hinterlässt naturgemäß unauslöschliche Spuren: Wer auf Kosten der Geschäftsführung erst saufen, dann einführen darf, wird sich dem Unternehmen auf ewig verbunden fühlen. Das hält die Herren bei der Stange! So betrachtet, ist den Verantwortlichen der deutschen Hamburger-Mannheim Versicherung (Wer's noch nicht weiß: Mitarbeiter durften bei einem Betriebsausflug in die ungarische Gellert-Therme Nutten vögeln - auf Firmenkosten) ein Coup in Körbchengröße E gelungen. Die Empörung über den Bums-Bonus ist verwunderlich. Vor allem, weil ich den Verdacht hege, dass wir nicht von einer Rarität reden (für sachdienliche Hinweise, die meine These untermauern, wäre ich dankbar). Wie ich übrigens der Financial Times entnehme, fand vor Kurzem die weltgrößte Incentive-Messe IMEX statt. Auch die Ungarn hatten dort einen Stand. Mit im Portefeuille, so die FTD, ein Folder des Spa-Aphrodite-Bads Budapest, mit dem viel versprechenden Slogan "Mix Business with Pleasure". Gemeint sind selbstverständlich Massagen. What else?

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