Köln, anders ’rum!

Niki Glattauer

Niki Glattauer

Wer gegen die Burka sei, müsse auch gegen das Kopftuch sein, mailt Kollege Mag. A. Hruby. "Das sind Sie aber nicht, wenn ich Sie richtig lese. Daher kaufe ich Ihnen Ihren ,Hass‘ auf die Burka nicht ab. Ich glaube, Sie wollen sich nur bei Ihrem Chefredakteur einschleimen, was Ihnen nicht gelingen wird, der ist nämlich konsequenterweise für ein Burka- UND Kopftuchverbot." Erstens, Herr Hruby, bin ich tatsächlich ein großer Freund der Einschleimung, am liebsten passiv, wenn Sie verstehen, was ich meine.

Aber Sie haben recht, es geht nicht immer. Zweitens dürfen Sie "Hass" nicht wörtlich nehmen, sondern eher so: Ich zu meinem Sohn: – Wieso isst du die Frittaten mit der Gabel? Er: – Ich hasse Löffel! Und jetzt ganz abgesehen davon:Doch. Ich bin für das Burkaverbot, strikt, und zwar EU-weit. Und gleichzeitig bin ich für Toleranz gegenüber dem Kopftuch. Auch in der Schule. Auch bei dort unterrichtenden Lehrerinnen. Warum? Weil das Kopftuch ein persönliches, oft ästhetisches, manchmal religiöses, vereinzelt sogar feministisches Bekenntnis symbolisiert, das per se noch keinen Rückschluss auf eine antieuropäische Haltung zulässt. Es ist eine Facette unserer Kultur, die man mögen kann oder auch nicht, aber es untergräbt diese nicht.

Anders die Burka, die ich für eine Kampfansage an Kultur und Werte unserer Gesellschaft halte (und zudem für ein Sicherheitsrisiko). Wobei manche Menschen ihre Burka in ihren Köpfen tragen, siehe Köln. Dass Engstirnigkeit, gepaart mit inakzeptabler Respektlosigkeit gegenüber Frauen viel öfter ein ganz anderes Gesicht haben, zeigt ein aktueller Vorfall an einer Wiener NMS: Lehrerin begrüßt die Eltern eines Schülers zum KEL-Gespräch.

Freundlich schüttelt sie die Hand der Mutter, dann streckt sie ihre Hand dem Vater entgegen. Der zuckt nicht nur reflexartig zurück, er wischt seine Hand auch noch demonstrativ angeekelt an seiner Hose ab und stammelt: "Tschuldigung, Iran, Religion." Meine Kollegin: "Mit Mutter und Sohn habe ich freundlich geredet, aber der Vater hat zwanzig Minuten an mir vorbei geschaut. Ich war fassungslos, aber was hätte ich tun sollen?" Sag ich Ihnen: Ihn stante pede hinauswerfen: "Tschuldigung, Österreich, Kultur!"

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