In der Schule Leben verlernen

Niki Glattauer

Niki Glattauer

Je mehr PISA & Co., desto mehr Standardisierung und Verkopfung

von Niki Glattauer

über In der Schule Leben verlernen

In meinem Gespräch mit Ida Metzger, hier als Interview zu lesen, ging es auch um die sogenannten Unterrichtsgegenstände. Was nämlich diese angeht, bedauere ich den schleichenden Wandel ihrer Bedeutung, den man so umschreiben kann: Je mehr PISA & Co., desto mehr Standardisierung und Verkopfung. Und zwar auf Kosten von Kreativität und Lebenspraxis.

Kann mir jemand erklären, warum Kochen oder Werken für 6- bis 14-Jährige weniger wichtig sein soll als sagen wir Geschichte oder Französisch? Eben! Und warum müssen sich Jahr für Jahr Tausende junger Menschen zwischen Musik und Zeichnen entscheiden, während sie gefühlte 40 Wochenstunden mit "Kurvendiskussionen" oder "gebrochenrationalen Funktionen" verbringen? Angedacht ist jetzt, höre ich, an Gymnasien Technisches und Textiles Werken zusammenzulegen und damit zu halbieren. Bitte nicht, liebes Bildungsministerium! Jetzt schon ist es für viele Schüler mit Immatrikulationshintergrund (= höheren Eltern ) eine größere Herausforderung, einen Knopf in einer Schnur hinzukriegen als auf Chinesisch den Satz "Guten-Tag-ich-heiße-Anne-Sophie-und-arbeite-an-meinem-Chi". Die kluge Barbara Van Melle, u. a. Ernährungsexpertin, sagte unlängst auf Ö1 sinngemäß: Wenn wir es verlernen, den Wert hochwertiger Nahrung zu erkennen und kreativ, achtsam und fachgerecht mit ihr umzugehen, verlernen wir das Leben.

Das gilt, wenn du mich fragst, auch für alle anderen Produkte der Natur, ob sie nun Holz, Wasser, Wolle oder Metall heißen. Die Pflichtschule, Ausnahme Poly, ist leider gerade sehr dabei, uns beim Lebenverlernen behilflich zu sein. Und damit es hier auch noch ein bisserl lustig wird, jetzt Themawechsel: Österreichisches Neujahrsbaby wurde, wie im KURIER gemeldet, eine Lea Natascha aus Ybbs. Das ist in Sachen Namen fraglos besser als die inzwischen in Wien ins neue Jahr hineingeborene Aaliyah-Fabienne, deren Nachname Sedlacek lautet. Oder der mir nun persönlich bekannte neue Erdenbürger Christiano-Ronaldo...hm... Steininger. So weit, liebe Eltern, muss Kreativität auch wieder nicht gehen!

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