Digitalunterricht: Aus für Hefte in Südkorea

Im technikbegeisterten Südkorea soll ab 2015 nur noch papierlos unterrichtet werden. Aus Schulen werden "Smart Schools".
Papierlose Schule: Binnen drei Jahren sollen alle Schulen des Landes umgestellt haben.
Ingrid Steiner-Gashi

Ingrid Steiner-Gashi

"Hefte raus und Hausübungen abgeben", wird sich für Südkoreas Schüler spätestens in drei Jahren wie ein Ruf aus der Steinzeit anhören. Bücher, Stifte, herumfliegende Kopien und schwere Schultaschen gehören für Kinder und Teenager in rund 300 Schulen im technikbegeisterten, asiatischen Land schon heute der Vergangenheit an.

Spätestens 2015 soll es dann für alle, vom Taferlklassler bis zum Maturanten, so weit sein: In den Schulen wird nur noch digital unterrichtet – "smart education" wird dies fortan in den gut 11.000 "Smart Schools" des Landes heißen.

Der von der Regierung in Seoul massiv vorangetriebene Wandel vom analogen zum digitalen Unterricht ist bereits weit fortgeschritten: Alle Textbücher werden derzeit auf eBooks umgestellt. Von heuer an werden jedes Jahr rund ein Viertel aller Lehrer in Informationstechnik nachgeschult.

Umgerechnet knapp 1,5 Milliarden Euro lässt sich die Regierung die verordnete d­igitale Revolution in den Klassenzimmern kosten – mit klarer Stoßrichtung: Südkoreas Kinder sollen den Umgang mit modernster Technik von klein auf lernen und so besser für eine Wirtschaft mit rasantem technologischen Fortschritt gerüstet sein. Bildung, das zählte im rohstoffarmen Südkorea von je her zu einem der höchsten ideellen Werte im Land. Mit gewaltigen Bildungsoffensiven, aber auch enormem Leistungsdruck katapultierte sich das in den 50er-Jahren noch bettelarme asiatische Land zur einer der stärksten Wirtschaftsmächte der Welt.

PISA-Sieger

Südkoreas wiederholte Triumphe beim P­ISA-Test sprechen Bände: Zuletzt holten sich seine Schüler im internationalen Leistungsvergleich in den Bereichen Lesen und Mathematik den ersten Platz, bei den Naturwissenschaften den dritten. Ob sich diese Erfolge nahtlos ins digitale Klassenzimmer übertragen lassen, wird von manchen Pädagogen auch bezweifelt: "Drahtlose Erziehung" müsse nicht automatisch die bessere Erziehung sein, mehren sich selbst im technikverliebten Südkorea die mahnenden Stimmen.

Schon jetzt hocken viele junge Koreaner extrem lange vor ihren Laptops, Smartphones und Tabloids. Unter den Kinder zwischen fünf und neun Jahren gilt laut einer Regierungsstudie bereits jedes zwölfte als "internet-süchtig".

Kommentare