Caracas

Realitäten: Poufs
Realitäten: Die wöchentliche Kolumne von Ulla Grünbacher.
Ulla Grünbacher

Ulla Grünbacher

In Caracas, Venezuela, steht ein 45-stöckiger Büroturm, der nie fertig gebaut wurde. Heute erfüllt der Torre David einen anderen Zweck. 2500 Menschen aus den Armenvierteln haben hier ein improvisiertes Dach über dem Kopf gefunden. Es fehlen Fenster und Aufzüge. Doch die Bewohner halten zusammen, sie haben Wasser und Strom organisiert. Arztpraxen, Kindergärten, Geschäfte, Bäckereien und Friseursalons sind im Turm entstanden. Das Architektur- und Umweltbüro „Urban-think Tank“ hat sich mit dem Torre David auseinandergesetzt und es sich zur Aufgabe gemacht, an Randzonen von Städten bauliche Lösungen zu schaffen. In Caracas wurde eine Seilbahn, Schulen, Sportplätze und Toiletten, die ohne Wasser funktionieren entworfen. Bei der Architekturbiennale in Venedig erhielt „Urban-think Tank“ für den Torre David/ Gran Horizonte den Goldenen Löwen für das beste Projekt der Ausstellung. Bauruinen und Geisterstädte gibt es überall auf der Welt. Der Turm in Caracas ist Vorbild dafür, dass in verlassenen Bauten neuer, kreativer Lebensraum entstehen kann.    

 

ulla.gruenbacher(at)kurier.at

Kommentare