Warum links und rechts im Team zusammenpassen

Paul Scharner

Paul Scharner

Nach dem Länderspiel-Doppel startet das Bundesliga-Finish. 69 Tage vor dem Start der EURO in Frankreich wird das Nationalteam aber auch an einem Wochenende mit dem Schlager Rapid – Salzburg präsent bleiben. In Österreich spüre ich schon die steigende Spannung – auch bei mir selbst.

Bei der Countdown-Planung ist es wichtig, dass ein präzises Programm abgespult wird. Für Österreichs Nationalteam gibt es keinen Grund zur Sorge. Roger Spry wird dafür sorgen, dass alle 23 im EM-Kader voll auf der Höhe sein werden. Der britische Fitness-Experte hat großen Anteil am Erfolg. Spry setzt Reize, die selten im Fußball sind, aber absolut eine Bereicherung darstellen.

Mit den beiden Tests gegen Albanien und die Türkei wurden einige Fragen beantwortet. Als Ex-Verteidiger blicke ich natürlich speziell auf das Innenverteidiger-Quartett. An der Spitze rangiert eindeutig Aleksandar Dragovic.

Volles Vertrauen

Neben dem gesetzten Kiew-Legionär steht Martin Hinteregger in der Poleposition. Für Sebastian Prödl wird es ganz schwer. Obwohl der Basti bei Watford stark spielt. Aber Prödl ist ein Rechtsfuß, und das ist im modernen Fußball neben dem Rechtsfuß Dragovic ein Problem. Der könnte zwar, wie bei Dynamo, auf halblinks ausweichen. Aber da ist der Spielaufbau nicht so intuitiv, außerdem fällt es den Gegnern leichter, gegen zwei Rechtsfüßler deren Passwege zuzustellen.

Kevin Wimmer ist hingegen ein Linker – und bei Tottenham wirklich überzeugend. Er könnte vielleicht noch Pluspunkte sammeln, wenn Hinteregger bei Gladbach dauerhaft linker Außenverteidiger spielt.

Im Team kommt den Außenverteidigern die Taktik von Teamchef Koller und das eingeübte Offensivpressing extrem entgegen. Deshalb müssen Christian Fuchs und Florian Klein kaum in der Defensive ins Eins-gegen-Eins. Es werden also jene Situationen vermieden, in denen ihre Schwächen schlagend werden könnten.

Die Positionen im Mittelfeld und für Stürmer Janko sind ohnehin vergeben. Da hat es sich bezahlt gemacht, dass Koller seinen Stamm durch heikle Zeiten bei den jeweiligen Klubs durchgetragen hat: Wenn du in der Liga nicht spielst, kann du dich immer noch daran aufrichten, dass ein Teamchef wartet, der dir voll vertraut.

Ich bin davon ein Fan – auch wenn sich in den jüngsten Tests die Schattenseiten dieser Treue gezeigt haben: Nach der Stammelf gibt es im Kader einen offensichtlichen Leistungsabfall. Das hängt eben auch damit zusammen, dass Reservisten nicht mit diesem Gefühl des bedingungslosen Vertrauens in sie aufs Feld geschickt werden.

paul.scharner@kurier.at

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