Duell der Tormann-Giganten

Warum die Goalies Buffon und Neuer im vorgezogenen Finale im Mittelpunkt stehen werden.
Paul Scharner

Paul Scharner

Warum die Goalies Buffon und Neuer im vorgezogenen Finale im Mittelpunkt stehen werden.

von Paul Scharner

über GER-ITA

Eine Woche zu früh sehen wir heute ein Finale. Deutschland gegen Italien ist nicht nur ein Klassiker, sondern auch das Duell der Mannschaften, die mich bisher am meisten überzeugt haben.

Auf dem Weg ins Viertelfinale hat sich Deutschland gesteigert. Die ersten 45 Minuten gegen die Ukraine waren noch wackelig, aber wie so oft kamen sie in einem Turnier ins Rollen. Die Italiener waren hingegen von der ersten Minute an gegen Belgien voll da. Insgesamt waren sie bisher noch etwas besser. Weil die Gegner schwieriger waren und sogar gegen Spanien eine unerwartete Souveränität ausgespielt werden konnte.

Großen Anteil hat daran der Tormann. Gianluigi Buffon (38 Jahre) ist mir (36 Jahre) als großer, alter Mann im Tor sympathischer als Manuel Neuer. Wobei ich für den deutschen Schlussmann, wie schon in einer früheren Kolumne erwähnt, ebenfalls Hochachtung empfinde. Gerade als er zum Start gegen die Ukrainer gebraucht wurde, war er mit starken Paraden zur Stelle. Seither wurde der Bayern-Goalie selten gefordert, war in den entscheidenden Momenten aber hellwach. Er hat diese spezielle Fähigkeit, bei einem Großereignis noch stärker werden zu können.

Der stärkste Tormann, mit dem ich zusammengespielt habe, war Joel Robles. Der Spanier, der von Atlético Madrid kam und jetzt für Everton spielt, war bei Wigan ein echter Rückhalt und auch ein starker Charakter. Ohne seine Paraden hätten wir 2013 nicht den FA-Cup gewinnen können.

So eine Sonderrolle sehe ich auch bei Buffon und Neuer. Sie haben den Vorteil, auf einer Position zu spielen, auf der du mentale Stärke und Charakter voll ausspielen kannst. Niemand sonst auf dem Feld wird heute so eine absolute Schlüsselrolle einnehmen wie die beiden. Nur Chiellini kommt in die Nähe dieser Sphäre.

Vielleicht sehen wir ja sogar den ultimativen Showdown nach 120 Minuten. Wenn ich im Interview lese, dass Neuer zu einem Elfer bereit wäre, freue ich mich darauf.

Minimalisten

Nicht so toll finde ich die Bilanz von Portugal. Ohne Sieg nach 90 Minuten ins Halbfinale – das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Aber vielleicht scheiden sie ja auch ohne Niederlage aus. Nach einem weiteren Elfmeterschießen.

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