Wechsel im Bauernbund: Auer statt Grillitsch
Der für die ÖVP nicht unwesentliche Bauernbund steht dem Vernehmen nach vor einem Personalwechsel. Fritz Grillitsch, Bauernbund-Präsident seit 2001, steht dem Vernehmen nach vor der Ablöse. Der Steirer Grillitsch soll in den kommenden Tagen den Platz an der Spitze des Bauernbundes frei machen. Eine Bestätigung für dieses sich in den ÖVP-Ländern und unter Bauernbund-Abgeordneten verbreitende Gerücht war am Mittwoch nicht zu bekommen. Die einflussreichen Bauernbund-Funktionäre in den Bundesländern wollten sich dazu nicht äußern. Auch Grillitsch selbst war vorerst nicht erreichbar. Als ein wichtiger Grund für den Personalwechsel werden Grillitschs jüngste umstrittene Polit-Aktivitäten genannt. Er hatte den xenophoben Deutschen Thilo Sarrazin zu einer Veranstaltung nach Graz eingeladen, die dann prompt von FPÖ-Chef HC Strache zu einer blauen Propaganda-Show genutzt wurde. Im ÖVP-Bauernbund kam das verständlicherweise gar nicht gut an. Außerdem konterkarierte Grillitsch mit Aussagen wie, er wolle keine "Zuwanderung ins österreichische Sozialsystem", die Arbeit von Integrations-Staatssekretär Sebastian Kurz. Als Nachfolger von Grillitsch an der Spitze des Bauernbundes wird der oberösterreichische Abgeordnete Jakob Auer gehandelt. Der 63-Jährige ist im Agrarsektor eine große Nummer: Er ist Obmann von Raiffeisen Oberösterreich und Aufsichtsratspräsident der Raiffeisen Landesbank. Als solcher hat er gerade den Wechsel von Ludwig Scharinger zu Heinrich Schaller friktionslos über die Bühne gebracht. Jakob Auer ist im Parlament Vorsitzender des Budget-Ausschusses und gilt als seriöser Politiker.
Auers Rolle könnte auch innerhalb des ÖVP-Klubs an Bedeutung gewinnen. Die ÖVP-Abgeordneten pflegen sich nach Bünde-Zugehörigkeit zu organisieren. Der jeweilige Obmann dieser "Arbeitsgemeinschaften" fungiert dann auch als stellvertretender Klubobmann. Dem Vernehmen nach soll Grillitsch auch als Obmann der Arbeitsgemeinschaft der Bauernbund-Abgeordneten im Parlament durch Jakob Auer ersetzt werden. Der Bauernbund ist in der ÖVP eine mächtige Teilorganisation. Er stellt etwa ein Drittel der Abgeordneten. In den letzten Jahren war der Bauernbund das bedeutendste Personalreservoir der ÖVP. Er brachte mit Willi Molterer und Josef Pröll zwei Parteiobmänner und Finanzminister sowie mit Franz Fischler einen EU-Kommissar hervor. Unter Josef Pröll war mit Fritz Kaltenegger auch der Generalsekretär der ÖVP ein Bauernbündler. Seit Josef Prölls Rückzug ist es um den Bauernbund stiller geworden. Der amtierende ÖVP-Chef Michael Spindelegger kommt aus dem ÖAAB, Finanzministerin Maria Fekter ist Wirtschaftsbündlerin.
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