Vom Haider-Fan zum Stronach-Anhänger

Wer sind die Leute, die in Stronach einen Hoffnungsträger erblicken? Und was bewegt sie?
Daniela Kittner

Daniela Kittner

Wer sind die Leute, die in Stronach einen Hoffnungsträger erblicken?

von Dr. Daniela Kittner

wundert sich

Er hat noch gar nicht richtig mit der Wahlwerbung begonnen. Sein Programm ist erst wenige Tage alt. Sein Parlamentsklub steht erst kurz vor der Genehmigung und setzt sich aus Beute-Hinterbänklern aus dem BZÖ zusammen.

Dennoch liegt Frank Stronach in Umfragen bereits im zweistelligen Bereich. Der Milliardär und Unternehmer findet in bestimmten Bevölkerungs-Gruppen seine Fans. Wer sind die Leute, die in dem 80-Jährigen einen Hoffnungsträger erblicken? Und was bewegt sie?

Der KURIER traf einen typischen Stronach-Anhänger: Bernhard Kanduth ist 44 Jahre alt und erhält seine Frau und drei Kinder mit einem Einzelunternehmen als Netzwerkbetreuer und Web-Designer. In der Freizeit baut er jetzt mitten im blauen Kerngebiet Kärntens eine Bezirksorganisation für das „Team Stronach“ auf.

Kanduth ist seit 2002 politisch engagiert. Jörg Haider hatte es ihm angetan, weil er gegen den „rot-schwarzen Filz“ lästerte. Es sollte sich „etwas ändern“ im Land, meinte Kanduth und kandidierte auf der FPÖ-Liste für den Feldkirchner Gemeinderat. Als Haider 2005 das BZÖ gründete, ging er mit: „Das war für mich damals selbstverständlich. In der FPÖ stand HC Strache vor der Tür, und mit ihm und seiner Drei-Bier-Partie wollte ich nie etwas zu tun haben.“ Als das Kärntner BZÖ nach Haiders Tod zurück zur FPÖ marschierte, zog Kanduth nicht mehr mit. „Ich war nie ein Mitläufer, und der Parteitag, auf dem der Übertritt zur FP-Kärnten beschlossen wurde, war so furchtbar, dass ich auf der Heimfahrt mit dem Auto mehrmals stehen bleiben musste, um Luft zu holen. Wie da die Leute manipuliert wurden und dazu noch gejohlt haben – so ähnlich muss es in den 1930er-Jahren gewesen sein.“

Kanduth blieb BZÖ-Chef Josef Bucher treu, bis er sich mit dessen Adlatus Stefan Petzner zerkrachte. „Letztlich geht es im BZÖ genau so zu wie in allen anderen Parteien auch: Die Funktionäre wollen niemanden, der kritische Fragen stellt und vielleicht besser ist als sie. Denn das könnte sie ja ihre Posten und ihre Macht kosten, und das fürchten sie.“

Kanduth war einst „stolz auf die schwarz-blaue Koalition“, ist aber wegen der vielen Skandale, die in Bund und Kärnten zu Tage kamen, schwer enttäuscht: „Man muss sich schämen dafür, dass wir es waren, die die ärgsten Schmarotzer in dieses System eingepflanzt haben. Und dafür haben wir auch noch bei Regen und Schnee wahlgekämpft!“

Nun hat Kanduth wieder die Hoffnung, dass sich „etwas ändert“. Stronach bringe die Kritik an der etablierten Politik „ähnlich auf den Punkt wie einst Haider – vielleicht noch etwas einfacher“. Wichtig seien Wirtschaft, Arbeitsplätze und Bildung, sagt Kanduth. Es müsse wieder „mehr Industrie und produzierende Betriebe geben und nicht nur Handel mit Billig-Kram aus China“. Bei der Kärntner Wahl könnte Stronach auf 10 bis 20 % kommen, glaubt Kanduth.

Stronachs Spitzenkandidat in Kärnten wird der Spittaler Bürgermeister Gerhard Köfer . Der Ex-SPÖ-Abgeordnete tritt dem neuen Stronach-Klub im Parlament nicht bei, er bleibt „wild“. Auch bei der Tiroler Landtagswahl im Frühjahr will das Team Stronach kandidieren. Bis Jahresende soll es in allen Bundesländern Landesparteien geben.

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