Politik von innen: Ein Jahr nach Rückzug - wie geht es Josef Pröll?

Daniela Kittner
Am 18. März ist es ein Jahr her, dass Josef Pröll beim Skifahren in Tirol eine Lungenembolie erlitt.
Daniela Kittner

Daniela Kittner

Am kommenden Sonntag, dem 18. März, ist es ein Jahr her, dass Josef Pröll beim Skifahren in Tirol eine Lungenembolie erlitt. In der Folge erklärte der damalige Vizekanzler, Finanzminister und ÖVP-Chef am 13. April 2011 aus gesundheitlichen Gründen seinen Rückzug aus der Politik.

Seither ist Pröll Politik-abstinent. Interviews gibt er nur zu wirtschaftlichen Fragen als Unternehmenschef. Gestern machte er eine Ausnahme: In einer hochkarätigen Runde mit dem Chef der SPE-Fraktion im EU-Parlament, Hannes Swoboda , und Nationalbank-Gouverneur Ewald Nowotny diskutierte Pröll über "Leadership in Europa". Wer dominiert Europa – die Politik oder die Wirtschaft? Und wie könnte eine politische Union ausschauen? Das waren die Themen, die der Gastgeber, der PR-Unternehmer Josef Kalina , auf die Tagesordnung setzte.

Abgesehen von der ärztlichen Warnung, möglichst wenig zu fliegen, kann Pröll wieder uneingeschränkt arbeiten. Und er tut es sichtlich mit Freude. Der studierte Agrarökonom ist Vorstandssprecher des Raiffeisen-eigenen Mischkonzerns Leipnik-Lundenburger. Kerngeschäft des Konzerns sind Mühlen von Deutschland quer durch Mitteleuropa bis nach Bulgarien. Pröll liebt es, die ausländischen Standorte zu besuchen und schätzt den neuen Führungs-Comfort: Er ist wieder Herr seines Terminkalenders und kann – anders als in der Politik, wo alles endlos dauert – Entscheidungen fällen.

Gewählt wurde Josef Pröll inzwischen auch zum Chef der Raiffeisen-Revision. Und am 14. April, fast am Tag genau nach seinem Abschied aus der hohen Politik, steht er erneut zur Wahl: Niederösterreichs Jägerschaft soll ihn zum Landesjägermeister küren. Im Vorfeld hat Josef Pröll richtig Wahlkampf betrieben und in allen Bezirken des Landes seine Aufwartung gemacht – ganz wie früher ...

Als der KURIER kürzlich Szenarien für den Rückzug von Michael Häupl als Wiener Bürgermeister beschrieb, war die Aufregung im Rathaus groß. "Alles Blödsinn", verbreiteten die Getreuen des Bürgermeisters. Diese Versuche, die Debatte über einen bevorstehenden Wechsel in Wien auszudämpfen, konterkariert jetzt Häupl höchstpersönlich, indem er in der Krone über seinen Abgang spricht: "Ich bin mir sehr wohl bewusst, dass es ein Leben nach der Politik gibt", sagt er. Wann er geht, wolle er aber nicht sagen, weil: "Wenn man hier im Haus auch nur andeutet, wann man beabsichtigt zu gehen, dann kommt der Amtsdiener nicht einmal mehr mit einem Kaffee herein."

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