Oh, oh Oleander!

Oh, oh Oleander!
Alle Jahre wieder. Ein Ritual, ein Posting und sehr viele Gedanken zur Schlepperei.
Gabriele Kuhn

Gabriele Kuhn

Michael Hufnagl

Michael Hufnagl

Offensichtlich gibt es ein bisher völlig unterschätztes Oleandertopftransporttrauma.

von Gabriele Kuhn

über die Szenen einer Redaktionsehe.

Sie

Und während die Autorin dieser Zeilen sich bemüht, aus einer Herbstgstätt'n wieder einen Winter-Garten zu machen, sitzt der Mann nebenan vor dem Kummerkasten namens Laptop und tippt seinen Frust raus: ... So schwer ... Himmel ... uiuiui ... Oida ... fuck ... jedes Jahr das gleiche Theater ... Elende Tontöpfe ... bist deppert ... warum ... Mist ... unfassbar ... Riesentrümmer ... verdammte … Gibt's ja nicht ... halleluja ... ich Vollarsch … Oder: „Die Oleander sind alle wohlbehütet im Keller, Schatz. Ich hab's gern gemacht. Bussi.“

Kollektives Problem

Ein Facebook-Eintrag, der mehr als 1800 Likes bekam. Was zeigt, dass das „Oleander-Transport-Problem“ kollektiv ist. Höchste Zeit für eine Neigungsgruppe namens „Armer Tropf schleppt Oleandertopf“ – deren Präsident: der Mann nebenan. Dort trifft man sich im Sesselkreis, um über Kreuzweh, Schwielen sowie Oleanderallergie zu jammern und in ein Wintervlies zu plärren. Vorsicht, liebe Interessenten: Ihr müsst euch darauf gefasst machen, dass Präsident Hufnagl den immer noch dramatischeren Spin(n) parat haben wird und eure Geschichten banal erscheinen lässt.

Denn so tragisch sein Oleanderschlepp-Epos klingen mag, es ist schlicht erlogen. Der da drüben ist ein begnadeter G'schichtldrucker, der seine Version der Wahrheit stets im Sinne maximaler Mitleidserregung ausschmückt. Ja, stimmt, er hat die Oleander in den Keller getragen. Doch nicht ohne mein Zutun in Form von Zureden, Tätscheln, Hätscheln & Bussi aufs Bandscheibi. Aber das alleine wäre keine Story. Daher entwirft der Hufnagl sein „Ein-Mann-räumt-um“-Szenario samt schleimigem Schatzi-Abgang. Wenn ich an ihn denke, denke ich daher meist auch an Dolly Parton, die einst von sich sagte: „Nichts an mir ist echt, aber alles kommt von Herzen.“

gabriele.kuhn@kurier.at

Twitter: @GabrieleKuhn

facebook.com/GabrieleKuhn60

Er

1806 Likes. Das sollte bitteschön mehr als einen mickrigen Nebensatz wert sein. Also noch einmal, in Worten: Eintausendachthundertsechs Likes! Für ein kleines Facebook-Posting, in dem ich nicht etwa den Weltfrieden gefordert habe oder die Idee geboren, eine Katze möge doch am besten in die Hofburg einziehen. Nein, ich habe lediglich eine Schleppdepp-Emotion ganz spontan zum Ausdruck gebracht. Nicht ahnend, dass es in unserem Land offensichtlich ein bisher völlig unterschätztes Oleandertopftransporttrauma (kurz OTTT) gibt. Und so meldeten sich nach meinem leidenschaftlichen Ausflug ins Reich der ehelichen Rohrspatzen zahllose OTTT-Patienten, die ihre bewegenden Einwinterungsschicksale schilderten.

So viele Reaktionen gab es zuletzt, als ich in Anbetracht von hoffnungslos überfüllten Küchenkast’ln einst die Petition „Kaffeehäferln raus!“ auf meiner Facebook-Seite einreichte.

Halb so wild

Meine Frau hat jedenfalls einen sehr zweifelhaften Umgang mit der OTTT-Diagnose. Sie denkt nämlich in der typischen Alles-halb-so-wild-Kategorie (Stichwort „Geh’ bitte“), und das hat am Ende noch jeden Ehefrieden massiv gefährdet. Fast so sehr, wie jenes verlässliche Im-Weg-Herumstehen oder No-na-Tipps-Hervorzaubern, das sie in ihrer speziellen Wahrnehmung gerne als Unterstützung erachtet. Daher darf sich niemand von ihrem Text irritieren lassen, der ein ganzes Heer gebückter Oleanderübersiedlungskünstler belächelt. Statt dessen sollte sie lieber ein Helden-Epos schreiben. Über ihren Seriensieger im alljährlichen Topf-an-Topf-Rennen.

Unsere nächsten Paaradox-Auftritte: 13. 12. in Mödling (Stadtgalerie), 15. 12. im Wiener Rabenhof, 31. 12. in Klosterneuburg (Babenbergerhalle, Silvester-Special).

michael.hufnagl@kurier.at

Twitter: @MHufnagl

www.michael-hufnagl.com

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