Paaradox: Laster-Fahndung
Sie: Könnte durchaus sein, dass ich bald das berufliche Genre wechsle. Baba, Wien – hello, London. Ich sehe mich an der Themse schlendern und Top-Secret-Aufträge übernehmen. Der britische Nachrichtendienst MI5 sucht Spionage-Nachwuchs und bietet dafür eine „Investigative Challenge“ an. Ein Online-Test, der die Undercover-Qualitäten möglicher Kandidaten checkt. Zweifellos: Da fühle ich mich berufen. Ich kann das, ich bin schließlich verheiratet.
Luder in Blond
An sich gilt ja das ungeschriebene Ehe-Gesetz: „Herumschnüffeln verboten.“ Aber erstens entscheide immer noch ich. Und zweitens: Es muss mitunter sein. Da dieses blondes Haar auf dem Sakko, das er just immer dann anzieht, wenn ich nicht dabei bin. Und warum hat er die fescheste Boxershort an? Frauen?, sagt er. Frau war da keine – schwöre! Einen Tag später bin ich klüger, man hat ja Connections: Vier Frauen, sage ich nur. Und alle saßen am Tisch meines Mannes. Das Luder in Blond, dicht neben ihm, ganz Busenfreundin. Ich weiß, Paartherapeuten werden sich jetzt die Haare raufen und mir akut eine Extraportion Selbstreflexion verordnen. Arbeiten Sie an Ihrem Ur-Vertrauen, in einer guten Beziehung braucht jeder Freiraum. Lieben heißt loslassen. Ja eh, aber bitte nicht zu weit. Der Hund braucht Auslauf, er nicht. Und es schadet kaum, schön regelmäßig sein Ehe-Triple-A zu checken. Das gehört schnell ermittelt.
Matchbox-Auto
Ich glaube nämlich nicht an die These Bis dass der Tod uns scheide. Ich glaube hingegen, in jedem Mann steckt ein Kind, das gerne mit seinem Matchbox-Auto Versteckerln spielt. Nur dass das Matchbox-Auto jetzt Körbchengröße C trägt und eine Dame auf der Suche nach Abwechslung ist.
Soll die ruhig. Es gibt ja mich. Und ich bin raffinierter. Komme aus dem Hinterhalt, peng. Schachmatt, die Dame darf gehen – noch bevor er ihre Witterung aufnehmen konnte. Denn wie sagte James Bond in „Der Spion, der mich liebte“ 1977? „Lieber etwas misstrauisch, als etwas tot.“
Er: Als Schnüffler bin ich eine glatte Fehlbesetzung. Auf der Suche nach Indizien für eine seitenspringende Ehefrau könnte ich bestenfalls den Part von Austin Powers oder Inspektor Clouseau übernehmen – ein Mix aus fehlendem Talent und Tollpatschigkeit. Da kann ich’s gleich lassen. Mir fehlt die Routine. Ich habe nie ein Handy kontrolliert, ob nicht womöglich ein abenteuerlustiger Geilspecht lustige Zwinker-Smileys sendet. Nie ein Mail gelesen, ob Madame allenfalls an verbalen Lustsprüngen Gefallen gefunden hat. Nie den gemeinsamen Kontoausgang studiert, ob die Gute gar Geld an Singlebörsen überweist – wo sie mit einem „Hengst69“ nach dem Motto „schauen kann man ja mal“ die außereheliche Ekstase vorbereitet.
Verdacht
Während sie schon die Wurstverkäuferin im Supermarkt als potenzielle Wurstverführerin ins Auge fasst („Warum zwinkert die dir zu, wenn du Beinschinken bestellst?“), bin ich das exakte Gegenteil. Ich hege grundsätzlich keinen Verdacht. Das könnte man freilich als Naivität oder gar Blödheit auslegen. Ich indes nenne es lediglich Vertrauen. In sie. In die Liebe. Oder in bierseliger Laune gerne auch einmal in die eigene Arroganz – warum sollte sie irgendwo in einem Kleinwagen herumtuckern, wenn daheim die Luxus-Limousine parkt? Nein.
Verliebtheit
So lange mir das Schicksal keinen eindeutigen Beweis ins Leben spült (ja, der fremde Mann im Schrank wäre durchaus ein solcher), gilt für meine Frau die Unschuldsvermutung – originell in diesem Zusammenhang. Zumal sie auch eine große Portion Verliebtheit benötigt, um zu einem Nummer-Girl zu werden. Behauptet sie zumindest.
Und dennoch gibt es in unserem Umfeld so manchen Mann, der sich im Dialog gerne einmal der Zweideutigkeit bedient – „eh nur, weil sie doch diese Sexkolumne schreibt“. Ja klar. Das registriere ich natürlich.
Und ich kläffe, wenn’s sein muss. Weil: Revier verteidigen kann ich dann schon.
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