Spionage und Ketchup (II)
Für Ketchup gibt es Ursprünge im Chinesischen (Ke tsiap)
Wieso behaupten Sie, fragt Leser K. nach dem gestrigen Text über Spione und Ketchup, dass Ketchup nicht amerikanischen Ursprungs ist – wessen dann? Küchenetymologisch ist ja so manches offen. Zum Beispiel wird bis heute gestritten, ob Marco Polo die Ravioli nach China brachte, wo sie zu Wan Tan wurden, oder ob er die Wan Tan von dort mitbrachte und aus ihnen Ravioli schuf – wenn der Marco überhaupt je in China war.
Das Wiener Schnitzel wiederum wollten uns die Italiener mit der – längst widerlegten – Mär klauen, Feldmarschall Radetzky habe das Rezept aus Mailand mitgenommen. Für Ketchup nun gibt es Ursprünge im Chinesischen (Ke tsiap), Malaiischen, Französischen, auch im Insel-Englischen. Wahr ist, dass erst die Amerikaner der meist fischigen Essigsauce Tomatenpüree zufügten. Und damit für jene Substanz verantwortlich sind, die Steaks, Würsteln, frittierten Erdäpfeln, Schnitzeln und in den Staaten sogar Austern jeden Geschmack raubt. Aber mit Geschmack haben’s die vermeintlichen Ketchup-Erfinder eh nicht so.
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