Pferdeeisenbahnzeit
Könnt’ ja jeder kommen, Geschäfte machen und die Wirtschaft beleben wollen.
Wien ist anders, lautet ein Selbstbild der Stadt. Das gilt vor allem für den Sonntag. Da ist in Wien – anders als in wirklichen Metropolen – alles bumm fest zu. Und in den schönen Geschäftszeilen am Bahnhof darf nur verkauft werden, was als Proviant/Souvenir durchgeht.
Wer mit einer Großpackung Taschentücher zur Kassa der Drogerie kommt, wird abgewiesen: "Die dürfen S’ nur unter der Woche kaufen, ein Packerl geht." Das Geschäft, das ein Häferl mit "I love Vienna" verkauft, darf das, für eines ohne Aufschrift wird es bestraft. Der Buchhändler mit 200 Verkaufsfläche darf sonntags nur auf 80 verkaufen – dafür, dass das auch eingehalten wird, sorgt der Kontrollor der MA 59.
Jetzt überlegt Wien – Wahlkampf ist! – die Sonntagsöffnung für einzelne Touristenzonen der Stadt. Hui! Die Bahnhöfe sind, weil unter anderer Regelung, nicht dabei. Könnt’ ja jeder kommen, Geschäfte machen und die Wirtschaft beleben wollen. Nein, ein bisserl Mentalität aus der Pferdeeisenbahnzeit muss sein – passt ja der wiehernde Amtsschimmel viel besser dazu.
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