Ohrwaschl: Beurteilen
Aber vielleicht irrt man sich ja, und es sind alles ganz liebe Baum-Umarmer.
Die Muße des Urlaubs bringt es mit sich, dass man Zeit hat, die anderen Müßigen zu beobachten. Und zu beurteilen.
Zum Beispiel den verhaltensoriginellen Steirer, der mit seiner Familie eine fußfreie Reihe im Flieger ergattert hat und sich noch vor dem Start mit seinem Sitz in die Liegeposition wuchtet. Oder den Manager am Nebentisch beim Frühstück, Typ ausgeprägtes Arschloch, dem man beruflich nie begegnen möchte, ebenso wenig wie seiner nasenoperierten Frau, den blasierten erwachsenen Kindern oder dem befreundeten Anwalts-Paar.
Dann das Ehepaar mit kleinem Kind, das in einem Jahr kein Paar mehr sein wird, weil seine Blicke nach jungen Frauen seiner jungen Frau längst auffallen. Der Schaut-her-ich-bin’s Herr Primar, offiziell auf „Fortbildung“, mit Assistentin, versteht sich ... – Aber vielleicht irrt man sich ja, und es sind alles ganz liebe Baum-Umarmer.
Egal. Gut jedenfalls, dass man selbst so normal ist. Vor allem aber: Ein Glück, dass einem die Außenbeurteilung seiner selbst versagt bleibt.
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