Der Jammer
Wenn Angst und Entsetzen obsiegen, dann hat der Terror sein Ziel erreicht und gesiegt.
Für gewöhnlich findet sich dieser Platz hier nicht hier, sondern auf Seite 1 (Anm.: In der Printausgabe des KURIER erschien das Ohrwaschl heute auf Seite 8). Das "Ohrwaschl", wie wir es nennen, hält dort die pure Tristesse draußen, die schlechten Nachrichten, das Grauen. Lässt Platz dafür, die Welt im Großen und im Kleinen mit einem Schmunzeln und Augenzwinkern zu betrachten. Auch, weil sie sich so manchmal leichter aushalten lässt.
Und dann schlägt das Unvorstellbare zu: in einem Konzertsaal, vor und in mehreren Cafés, am Rande eines Fußball-Freundschaftsspiels. Ein ganz normaler Freitag-Abend im Herzen Europas wird zur Bühne der das Leben und den Menschen verachtenden Barbarei.
Da passt nicht, was hier ursprünglich hätte stehen sollen: Ein Schmunzeln über Österreicher, die selbst über einen sonnig-warmen Spätsommer im November jammern, weil ihnen der übliche Jammergrund (kalt, nass, grau) abhanden gekommen ist. Ein Augenzwinkern über die Rache der Natur an Weihnachtsmarkt-Frühaufstellern, Punschbuden-Belästigern, Midherbst-Maronibratern und Christmas-Konzert-Bewerbern. Ein vergnügtes Jammern über das Jammern.
Und dann doch: Wenn man sich das abräumen lässt, wenn man sich den Alltag, den Unernst, das Befassen mit Anderem als mit Terror verbietet, wenn Angst und Entsetzen obsiegen, dann hat der Terror sein Ziel erreicht und gesiegt.
Das wäre der wahre Jammer.
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