Aufregungsgeschenke

Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Warum stellen die Supermärkte ab dem Sommer Weihnachtsgebäck ins Regal? Ganz einfach: Weil es gekauft wird. Ketten handeln nie aus einem anderen Grund. Nie.

Wobei: Vielleicht wollen sie uns ja auch einen Gefallen machen – indem sie uns einen Anlass geben, um uns aufzuregen. Denn ohne Aufregung kann man sich in den sozialen Netzwerken, diesen riesigen Erregungsdurchlauferhitzern, nicht sehen lassen. Um dort Zustimmung und viele Likes abzusammeln, ist es gut, möglichst empört gegen etwas zu sein.

Insofern ist auch Halloween ein Geschenk an die Aufregungsgesellschaft: Die einen können sich auf höchster Betriebstemperatur über den amerikanischen Angriff auf „unsere“ Kultur ereifern, die anderen ebenso erregt darauf hinweisen, dass Halloween in Wahrheit eh aus Europa stammt und christliche Wurzeln hat. So haben alle miteinander viel Spaß.

Man könnte natürlich auch auf die ganze Aufregung verzichten, das ignorieren, was man nicht mag, und sich an dem erfreuen, das man schätzt. Wer kein Weihnachtsgebäck mag, kauft einfach keines, und wer Halloween ablehnt, feiert es einfach nicht. Aber das setzt Gelassenheit voraus – und die wird heute kaum noch hergestellt.

Guido Tartarottis neues Kabarettprogramm "Selbstbetrug für Fortgeschrittene" ist am 3. November in der Stadtgalerie Mödling und am 18. November und am 20. Dezember im Theater am Alsergrund zu sehen.

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