Die reale Welt schaut anders aus: Hochglanz wie in Magazinen oder wie im Werbespot wird da oft von tristem Grau verdrängt.

von Mag. Natascha Marakovits

über Probleme in der Nachbarschaft

Morgen ist es also soweit. Der Baum im Wohnzimmer ist aufgeputzt, die Geschenke verpackt. Weihnachten steht vor der Tür. Es ist das Fest der Liebe und der Familie. Schön, wenn es sie gibt, die Liebe und die intakte Familie.

Schauen wir uns doch einmal die Werbung an: Diese schöne Scheinwelt, in der sich die Familie freudestrahlend in die Arme fällt, iPhones und Tablets unter dem Christbaum liegen und die Sektkorken knallen.

Die reale Welt schaut anders aus: Hochglanz wie in Magazinen oder wie im Werbespot wird da oft von tristem Grau verdrängt. Weihnachten im Jahr 2016 wird für viele Menschen eine schwere Zeit. Die Terroranschläge, wie zuletzt in Berlin, hinterlassen weinende statt lachende Gesichter. Schwere Tage für die Familien der Opfer.

Doch bis ins Ausland müssen wir gar nicht schauen: Erst am vergangenen Sonntag hat der Vater jener drei Kinder, die bei der Familientragödie in Böheimkirchen von der eigenen Mutter getötet worden sind, im KURIER-Interview von Psychoterror und dem Kampf um seine Kinder erzählt. Die Mutter soll nicht gewollt haben, dass er Kontakt zu seinen Kindern hat. Die Frau soll den Kontakt zu ihren Mitmenschen gemieden haben. Die Nachbarn kannten sie kaum. Auch ihre Kinder sollten außerhalb der Schule keinerlei sozialen Kontakte haben.

"Die spinnt halt", lautet oft die Reaktion im Umfeld der Person, die sich so verhält. Sie will niemanden haben, also lassen wir sie in Ruhe, lautet die gängige Meinung. Nur nicht einmischen, das geht uns nichts an.

Mag sein. Aber oftmals ist es besser genauer hin- als wegzuschauen. Wenn man die Nachbarin schon lange nicht mehr gesehen hat oder sich ein Familienmitglied immer mehr zurückzieht. Dann ist es Zeit, zum Handy zu greifen und es dafür zu benutzen, wozu es eigentlich gemacht wurde: um anzurufen. Oder auch einmal an die Tür zu klopfen. Schwierig. Aber umso schöner, wenn die Tür aufgemacht wird. In diesem Sinne: Klopfen Sie an und wünschen Sie Ihren Nachbarn ein frohes Weihnachtsfest!

eMail: natascha.marakovits@kurier.at

Kommentare