„Leicht übererfrischt“

Uwe Mauch

Uwe Mauch

Unseren Alkoholkonsum schön reden. Darin sind wir hier in Wien bekanntlich Weltmeister.

von Mag. Uwe Mauch

über das Promille-Phänomen

Wien schön trinken. So lautet der Titel des neuen Buchs von Vanessa Wieser, das soeben im Milena-Verlag erschienen ist. Der Titel des einschlägigen Lokalführers ist klug gewählt. Er spricht uns sofort an. Unseren Alkoholkonsum schön reden. Darin sind wir hier in Wien bekanntlich Weltmeister, wie einige Hörproben beim Wirten meines Vertrauens belegen:

Wenn einer am Stammtisch mehr Bier zu sich nimmt, als sein Organismus verarbeiten kann, erklärt er am nächsten Tag, dass er „leicht übererfrischt“ war.

Wenn mehrere am Stammtisch mehr Bier zu sich nehmen, als ihre Organismen verarbeiten können, zitieren sie am nächsten Tag Falco: „Wer sich erinnert, war nicht dabei.“

Beim Heurigen murmelt einer die Wand an: „I versteh’s ned, der Doktor sogd, dass i Wossa in die Fiaß hob, owa i sauf nua Wein.

Der Wiener Dialekt legt einem auch ausreichend Umschreibungen in den Mund, um das unschöne ärztliche Attest des Betrunken-Seins zu verharmlosen: er/sie war auf dem weiten Promillespektrum „zua“ oder „bumzua“, „waaach“ oder „bladlwaaach“, „fett“ oder „blunznfett“, „ei’gspritzt“, „im Öööö“ (Öl), „in da Gluad“, „fett wir’a Radierer“, hatte einen leichten „Schwüüü“ oder einen schweren „Fetz’n“.

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