Lausbubentricks

Anna-Maria Bauer

Anna-Maria Bauer

Der Trick ist, einfach bei jeder Mahlzeit einen Bissen vor dem Sattwerden aufzuhören.

von Anna-Maria Bauer

über Schlitzohren

Als Kind machte ich mir große Sorgen, wie ich später einmal den Aschermittwoch überstehen würde. Denn ich hatte gehört, dass sich Erwachsene an dem Tag nur einmal sättigen dürften. Mein Uropa bemerkte meine Unruhe und flüsterte mir mit verschmitztem Lächeln zu: "Der Trick ist, einfach bei jeder Mahlzeit einen Bissen vor dem Sattwerden aufzuhören." Ich atmete erleichtert auf.

Mein Uropa war offenbar nicht der Einzige, den die strengen Fastenregeln zu Lausbubenideen anregten: Einen kreativen Einfall gab es etwa während des Konstanzer Konzils 1414–’18. Damit die gläubigen Christen nicht vollkommen auf Fleisch verzichten mussten, wurde kurzerhand der Biber zum Fisch erklärt. In den Klöstern des 16. Jahrhunderts wurde wiederum der Ausspruch "Liquida non frangunt ieunum" ("Flüssiges bricht das Fasten nicht") dazu verwendet, den Bierkonsum in der Fastenzeit zu rechtfertigen. Und dann gibt es noch eine Anekdote für alle Naschkatzen: Ende des 16. Jahrhunderts wurde ein mexikanischer Pater zum Papst geschickt, um zu erfragen, ob Kakao in der Fastenzeit erlaubt sei. Nachdem der Papst das bittere Getränk probiert hatte, kam er zu dem Schluss: "Schokolade bricht das Fasten nicht."

Also, wenn das so ist, kann die Fastenzeit ruhig kommen.

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