Wer will in einer Alten-WG leben?

Wer will in einer Alten-WG leben?
Martina Salomon über alternative Lebensformen im Alter.
Martina Salomon

Martina Salomon

Wie absurd ist eigentlich der Gedanke, irgendwann als nicht mehr ganz taufrische Menschen eine WG zu wagen? Der französische Film „Und wenn wir alle zusammenziehen?“ hat früheren Diskussionen darüber im Freundeskreis neue Nahrung gegeben.  Eine romantische Vorstellung – aber nur in der Theorie. Warum sollten sich die einstigen Reibereien der diversen Studenten-WGs nicht auch in der Golden-girls-and-boys-Gemeinschaft wiederholen? Möglicherweise sogar verschärft, weil wir ja alle noch egozentrischer geworden sind? Wer räumt das Schlachtfeld in der Küche weg, wer hat meine Joghurts aus dem Kühlschrank geklaut, müsst ihr im Morgengrauen so laut Musik hören, warum sind fremde Haare in meiner Bürste, und deinen Alten habe ich gestern übrigens mit einer anderen knutschen gesehen!

Reine Nervensache

Ehrlich gesagt begegne ich dem Chaos ja auch heute noch unentspannt. Mit fortschreitendem Alter verstärken sich wohl alle unsere Schrullen. Wie würden wir einander sekkieren! Die Tennis-Fraktion würde der Golf-Fraktion erklären, dass sie Gott sei Dank noch Sex habe, und man auch mit einem operierten Knie am Platz stehen könne. Wir bräuchten drei Abos derselben Zeitung (natürlich KURIER), weil man weder warten will, bis sie der andere fertig gelesen hat, noch akzeptieren würde, wie schlecht zusammengelegt man sie zurück kriegt.

Die unverbesserlich ans Gute glaubende A. hegt trotzdem eine vage Hoffnung: Vielleicht funktioniert das Zusammenleben ja in einem gemeinsamen Miethaus, wo jeder die Wohnungstür vor dem anderen versperren kann? Doch Freund K. raubt uns diese letzte Illusion mit einer kühlen Wortmeldung: „Glaubt ihr echt, ich will mich irgendwann nur noch mit alten Deppen umgeben?“ Ernüchternd. Aber durchaus einleuchtend.

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