Was wurde aus Charmeuse?

Martina Salomon über den Stoff der guten, alten Zeit.
Martina Salomon

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Nein, nicht aus Polyester, war sie, die gute alte Kombinesch  der Wiener Hausfrau von früher. Sondern aus "Charmeuse", schreibt Kurier-Leser Johann Vlach zur vorwöchigen Kolumne. Weil: Polyester war in seiner Kindheit noch gar nicht erfunden. Die Kombinesch – oder besser "Combinaige", wie Leserin Angela Pittioni vorwurfsvoll anmerkt – sei prinzipiell einfärbig mit dünnen Spitzen an den Rändern gewesen. Geblümt (und aus Kunststoff) wurde sie erst später.

Lavoir und Buschkawül

Charmeuse – welch wundersames Wort aus einer versunkenen Zeit! Herr Vlach hat noch ein paar andere auf Lager: Denn auch Trottoir sei seinerzeit kein Fremdwort gewesen, sondern urwienerisch! Genauso wie Plafond, Lavoir, Visavis, Pissoir, Pompfüneberer (Bestatter), Ezzes, Tacheles, Buschkawül, (Buschka-Gewühl, also Durcheinander), Pschisterer (Pfuscher). "Sie sind wie Hunderte andere blumige Worte leider der TV-Einheitssprache zum Opfer gefallen", sagt Herr Vlach. Stimmt.

Handy und Shopping

Aber es geht längst nicht mehr um den alten Streit Tomate gegen Paradeiser oder Trottoir gegen Gehsteig. Neu-Österreichisch spricht man nun nicht mehr Französisch (bzw. Jiddisch), sondern Englisch – und manchmal sogar Neu-Englisch: wie Handy, das eigentlich mobile heißt (was wiederum aus dem Lateinischen kommt). Es gibt keinen Ausverkauf ohne Sale,  keinen Buchhalter, der sich nicht lieber Controller nennt. Und Sie kennen sicher auch genügend Firmen, die ihr Human-Ressources-Management samt Assessment-Center outgesourct haben, nun aber ASAP auf der Suche nach hausinternen Mitarbeitern sind, die ihnen die neuen Compliance-Regeln schreiben.  Danke, liebe Leserinnen und Leser, dass Sie mir so weit gefolgt sind –  thx ;)

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