leseZEICHEN: I need a Dollar

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Michael Horowitz über Erfolg und Elend in New York
Michael Horowitz

Michael Horowitz

Nirgendwo sonst stimmt das Klischee von Kitsch und Konsum wie hier. Nirgendwo sonst wird Christmas-Shopping wie in einem Erlebnisrausch zelebriert. Und nirgendwo sonst liegen Erfolg und Elend so nah beisammen. Trotz Milliardendefizits im US-Haushalt ist New York in diesen Tagen wieder ein einziges Lichtermeer. Prachtvoll geschmückte Kaufhaus-Auslagen locken Hardcore-Shopper hinein ins Einkaufsuniversum. Rund eineinhalb Millionen Menschen haben in N.Y. im Jahr 2011 nicht genug zu essen, bereits 120.000 Obdachlose, die eisige Winterstürme in den Häuserschluchten überleben müssen, sind Symbol der neuen Rezession. Die öffentliche und private Unter- stützung für soziale Einrichtungen sinkt rasant – die Armut steigt ebenso rasant. Zwischen dem Hohoho der älteren Herren als Rauschebart-Santa Claus und Bing Crosbys White Christmas wird heuer überall alles von der Hymne des Kult-Rappers Aloe Blacc übertönt: I Need a Dollar.

michael. horowitz(at)kurier.at

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