leseZEICHEN: Die neuen Zaren

leseZEICHEN: Die neuen Zaren
Michael Horowitz über Pelzmützen, russischen Pomp und Moskau.
Michael Horowitz

Michael Horowitz

Man sieht keine Pelzmützen mehr. Noch immer ist die Erinnerung an die Sowjet-Bonzen auf der Tribüne am Roten Platz zu gegenwärtig. Alle schmallippig, alle linkisch winkend - alle mit Pelzmütze. Moskau hat sich radikal verändert. Üppiger Pomp lässt düstere Zeiten längst vergessen. Der Erdgas-Export spült viel Geld in die Stadt, Putins Zauberlehrling Medwedjew umgarnt erfolgreich ausländische Investoren, die Rezession scheint überwunden, der Aktienleitindex RTS steigt. Vor den glitzernden Bürotürmen, Casinos und Konsumtempeln das stolze Defilée der PS-Könige: Bentley, Maybach & Co. Hinter den dunklen Scheiben satte, stärkere Herren und sehr blonde Frauen in sehr hohen Pumps. Der Geldadel suhlt sich im Luxus. Alles wirkt wie ein Lotteriespiel mit Extrem-Einsatz. Das russische Geschäftsleben ist instabil, doch momentan läuft alles bestens. Man könnte meinen, das frühere Zentrum der Weltrevolution sucht seine Zukunft in der alten Zarenzeit.

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