Kunst gegen die Krise
So oder so ähnlich, also mit klarem Fokus auf die Musik, müsse Bayreuth früher einmal gewesen sein.
Es begab sich bei der Aufführung einer Wagner-Oper in Erl, da begegnete der Autor dieser Zeilen einer reiferen Dame aus den USA, die er davor alljährlich bei den Bayreuther Festspielen gesehen hatte (eine Wagnerianerin, die man sich merkt). Da war die Frage nicht nur gestattet, sondern geradezu geboten, warum sie denn nun bei ihren sommerlichen Europareisen plötzlich in diesem kleinen Tiroler Ort gelandet sei.
Die Antwort lautete, sie hätte nur das Beste von den Aufführungen in Erl gehört und könne bestätigen: Was hier passiere, sei faszinierender als alles, was zuletzt in Bayreuth geschehen sei. So oder so ähnlich, also mit klarem Fokus auf die Musik, müsse Bayreuth früher einmal gewesen sein.
Nun hat der Tiroler Festspielort sogar noch nachgerüstet: Mit der Errichtung eines Winterspielhauses. Dessen Finanzierung ist vor allem dem Unternehmer Hans Peter Haselsteiner zu danken, als künstlerischer Visionär steht Festspielchef und Dirigent Gustav Kuhn mit seiner bekannten Leidenschaft dahinter. Was die beiden in Erl, das nicht einmal doppelt so viele Einwohner hat wie das neue Festspielhaus Plätze, gemeinsam schon bewegt haben, ist großartig.
Das ist ein echtes Zukunftssignal und sollte auch wegweisend für andere sein: In Zeiten der sogenannten Krise in die Kunst zu investieren, statt den Kopf einzuziehen und das Terrain anderen zu überlassen. Das ist nicht nur mutig, sondern auch sehr weise.
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